Bleilochtalsperre

Bleilochtalsperre
Die Staumauer der Bleilochtalsperre von Osten her gesehen
Die Staumauer der Bleilochtalsperre von Osten her gesehen
Die Staumauer der Bleilochtalsperre von Osten her gesehen
LageSaale-Orla-Kreis
ZuflüsseSaale
Größere Orte am UferGräfenwarth, Saalburg-Ebersdorf, Pöritzsch, Saaldorf
Bleilochtalsperre (Thüringen)
Koordinaten50° 31′ 0″ N, 11° 43′ 12″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit1926–1932
Höhe über Talsohle55 m
Höhe über Gründungssohle65 m
Höhe der Bauwerkskrone412 m
Bauwerksvolumen182.000 m³
Kronenlänge205 m
Kronenbreite7,2 m
Kraftwerksleistung80 MW
Daten zum Stausee
Höhenlage (bei Stauziel)410 m
Wasseroberfläche9,2 km²dep1
Stauseelänge28 kmdep1
Speicherraum215 Mio. m³
Gesamtstauraum217,7 Mio. m³
Einzugsgebiet1239,9 km²
Bemessungshochwasser500 m³/s

Die Bleilochtalsperre ist eine Talsperre in Thüringen, die das Wasser der Saale mit einer Gewichtsstaumauer anstaut. Der dadurch entstandene Bleilochstausee hat von allen Stauseen in Deutschland das größte Fassungsvolumen (siehe Liste von Talsperren in Deutschland). Sperre und Stausee sind nach den Bleilöchern benannt, die sich vor der Anstauung dort befanden und in denen Blei abgebaut wurde. Die Staumauer zählt zu den Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland.[1]

Anlage

Die Talsperre ist Teil der fast 80 Kilometer langen, fünffach gestuften Saalekaskade. Saaleabwärts befindet sich der Hohenwarte-Stausee mit dem Ausgleichsbecken Eichicht.

Die zwischen 1926 und 1932 errichtete, 65 m hohe und 205 m lange Gewichtsstaumauer in der Nähe von Gräfenwarth und Schleiz staut 215 Millionen Kubikmeter Wasser der Saale. Der Bau erfolgte innerhalb der Notstandsarbeiten des Landes Thüringen. Dazu wurden Arbeitslose aus allen Teilen Thüringens und Sachsens für jeweils sechs Monate beim Bau der Sperre beschäftigt. Zum Bau der Staumauer wurde eigens eine Eisenbahnstrecke errichtet. Sie war ein Abzweig der Bahnstrecke Schleiz–Saalburg und zweigte im Bahnhof Gräfenwarth ab und führte bis Gräfenwarth Sperrmauer Gbf. Die Linie war noch lange in Betrieb und wurde elektrisch betrieben. Für den Stausee wurden etwa 700 Menschen umgesiedelt. Der 28 Kilometer lange Stausee hat eine Fläche von rund 9,2 Quadratkilometern, wobei seine Größe jahreszeitlich und abhängig vom Pegel leicht schwankt.

Das von der Vattenfall Europe AG betriebene Wasserkraftwerk[2][3] Bleiloch am Fuß der Staumauer hat eine Leistung von 80 Megawatt und dient der Bereitstellung von Spitzenlastenergie. Der Netzanschluss erfolgt über die Schaltanlage Remptendorf auf der 110-kV-Hochspannungsebene in das Stromnetz des Verteilnetzbetreibers TEN Thüringer Energienetze.[4] Die Bleilochtalsperre begrenzt das Oberbecken, als Unterbecken (Ausgleichsbecken) dient die Talsperre Burgkhammer.

Geschichte

Der Bau der Talsperre erfolgte 1926 bis 1932 zunächst durch die AG Obere Saale (gegründet 1925), dann durch die Saaletalsperren AG.[5] Es bestand zum einen Interesse am Hochwasserschutz, vor allem ausgelöst durch das Hochwasser im November 1890. Zum anderen suchte die Firma Carl Zeiss in Jena eine neue Bezugsquelle für elektrischen Strom. Das Wasserkraftwerk wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts von der Thüringischen Landeselektrizitätsversorgungs-Aktiengesellschaft (Thüringenwerk) betrieben, danach vom VEB Kraftwerke Saaletalsperren, ab 1954 vom VEB Energieversorgung Gera, ab 1979 vom Energiekombinat Gera. Nach der Wende und friedlichen Revolution in der DDR wurden die Energiekombinate durch die Treuhandanstalt privatisiert (im Rahmen des sogenannten Stromvertrags). Die ostdeutschen Wasserkraftwerke wurden 1990 zunächst von der Vereinigte Kraftwerks AG übernommen, nach deren Fusion mit der Verbundnetz Elektroenergie AG im Jahre 1991 gingen die Kraftwerke an die Vereinigte Energiewerke AG (VEAG) über. 1994 erfolgte der Verkauf durch die Treuhandanstalt an ein aus der PreussenElektra AG, den Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerken AG und der Bayernwerk AG bestehendes Konsortium und im Jahr 2001 der zweite Verkauf an die kurz zuvor vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall übernommene Hamburgische Electricitäts-Werke AG (HEW)[6], so dass heute das Kraftwerk der Vattenfall GmbH (zuvor Vattenfall Europe AG) gehört.

Tourismus

Luftbild des Bleiloch-Stausees Richtung Norden; oben links Saalburg

Die Bleilochtalsperre ist ein beliebtes Naherholungsgebiet, das vor allem von Freunden des Wassersports und des Wanderns gern besucht wird. Von Saalburg aus, dem wichtigsten Ort direkt am Stausee, dessen untere, nun überfluteten Ortsteile im Rahmen der Baumaßnahmen verlegt wurden, kann man den Bleilochstausee mit Fahrgastschiffen befahren.

Das Befahren des Stausees mit Motorbooten ist auf die Zeit vom 1. März bis zum 30. November[7] beschränkt. Für Boote, deren Leistung 15 PS übersteigt, bedarf es eines Bootsführerscheins. Zudem sind für Boote mit Verbrennungsmotoren kostenpflichtige Zulassungen erforderlich.

Im Gebiet des Stausees werden geführte Wanderungen mit ausgebildeten Naturführern angeboten, z. B. im Raum Saalburg, Zoppoten, Bad Lobenstein, Blankenstein, Harra u. a. Informationen dazu gibt es bei den Naturführern des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Die Hänge der Bleilochtalsperre sind als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen.

Veranstaltungen

Seit 1997 findet jährlich am zweiten Augustwochenende am Ostufer das Festival SonneMondSterne mit mittlerweile über 40.000 Besuchern statt.[8] Vom 12. bis 16. September 2012 war die Bleilochtalsperre Austragungsort für die Hovercraft-Weltmeisterschaft.[9] Seit 2005 wird im April am Bleilochstausee der Bleilochlauf[10] ausgetragen, mit Läufen über 12, 24 und 46 Kilometern. Außerdem findet immer am Pfingstwochenende die Traditionelle Thüringer Pfingstregatta im Kanurennsport statt. Der gastgebende Verein WSV Rosenthal e. V. empfängt auf der Regattastrecke in Saaldorf durchschnittlich 600 Aktive aus Deutschland und Österreich. Im Juni findet die Bad Lobensteiner Ruderregatta, ausgetragen vom Bad Lobensteiner Ruderverein, statt.[11]

vergrößern und Informationen zum Bild anzeigen
Blick vom westlichen Ufer des Bleilochstausees auf die Sperrmauer. Links im Hintergrund (gelbes Haus) befindet sich das Umspannwerk. Rechts von der Sperrmauer, hinter der „Brücke“ befindet sich der Überlauf. Am rechten Rand ist das Schieberhaus zu sehen.

Siehe auch

Literatur

  • Harald Mittelsdorf: Die Geschichte der Saale-Talsperren (1890–1945). Jena 2007. ISBN 978-3-939718-03-1
  • Hanno Trurnit: Thüringen im Strom der Zeit – Wie die Elektrizität Land und Leuten zu einem besseren Leben verhalf. Frank Trurnit & Partner Verlag, München 1998. ISBN 3-00-002669-X
  • Vattenfall Europe Mining & Generation (Hrsg.): Pumpspeicherkraftwerk Bleiloch. 75 Jahre Stromerzeugung. Cottbus November 2007 (vattenfall.de [PDF; 568 kB; abgerufen am 29. Januar 2013] Jubiläumsbroschüre).
  • Autorenkollegium: Talsperren in Thüringen. Thüringer Talsperrenverwaltung, 1993
  • Helmut Martin: Die Bleilochtalsperre an der Saale. Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland, Band 19. Bundesingenieurkammer, Berlin 2016. ISBN 978-3-941867-21-5.

Weblinks

Commons: Bleilochtalsperre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Bleilochtalsperre an der Saale auf der Website der Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst, abgerufen am 15. Mai 2018.
  2. Die Saalekaskade, auf group.vattenfall.com
  3. Pumpspeicherkataster Thüringen (PDF), auf thueringen.de
  4. Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen). Stand 2. Juli 2012. (Microsoft-Excel-Datei; 1,6 MB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juli 2012; abgerufen am 21. Juli 2012.
  5. Harald Mittelsdorf: Die Geschichte der Saale-Talsperren (1890–1945). Vopelius, Jena 2007, ISBN 3-939718-03-3.
  6. Jörg Roesler, Dagmar Semmelmann: … ohne Energie geht gar nichts!”. Die ostdeutsche Energiewirtschaft von den Kombinaten zur VEAG (1980–2001). Hrsg.: VEAG. Selbstverlag VEAG, Berlin 2001, ISBN 3-00-009267-6, S. 192.
  7. Verordnung des Landratsamtes Saale-Orla-Kreis vom 1. Februar 2013 für die Nutzung der Bleilochtalsperre
  8. SonneMondSterne 2011 (Memento vom 22. März 2013 im Internet Archive), auf festivalguide.de
  9. Hovercraft WM 2012 (Memento vom 28. August 2012 im Internet Archive)
  10. Bleilochlauf
  11. Regatta - LRV1932. Abgerufen am 11. März 2020.

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Bleilochtalsperre
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Schrägaufzug an der Bleilochtalsperre
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Die größte Talsperre Deutschlands, die Saale-Talsperre in Thüringen im Bau!

Seit 1925 arbeiten hier ca. 1.000 Arbeiter, welche alle viertel Jahre durch Arbeitslose anderer Gegenden abgelöst werden. Im Herbst 1932 wird das Riesenwerk vollendet sein. Es entsteht dann ein Stausee, der 28 km lang ist und 210 Millionen Kubikmeter Wasser fasst.

Blick auf die Sperrmauer der Saaletal-Sperre. Die Mauer hat oben eine Länge von 205 m und soll als Fahrstraße dienen. Ihre Höhe beträgt 65 m.
Bundesarchiv Bild 183-T0619-0014, Saalburg, Bleilochstausee, Belüftungsanlagen.jpg
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Saalburg, Bleilochstausee, Belüftungsanlagen ADN-ZB Liebers-19.6.78 Bez. Gera: Keine Bohrinseln en miniature schwimmen hier auf dem Bleilochstausee bei Saalburg. Vielmehr sind es Tiefenwasser-Belüftungsanlagen, deren Saugrohre 28 Meter tief in das Wasser reichen. Jede der Anlagen pumpt täglich rund 9000 Kubikmeter sauerstoffarmes, sulfithaltiges Wasser aus den tiefen Schichten nach oben, reichert es mit Sauerstoff an und drückt es in die gefährdeten Schichten zurück. Nach bisher dreijährigem Einsatz der Anlagen verringerte sich die Sulfitbildung im Stausee bereits erheblich und das Selbstreinigungsvermögen des Wassers verbesserte sich beträchtlich. (siehe auch T0819-13 und 15N)
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Krafthaus der Bleilochtalsperre
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