Binsförth

Binsförth
Gemeinde Morschen
Koordinaten: 51° 4′ 18″ N, 9° 34′ 12″ O
Höhe: 188 m ü. NHN
Fläche:5,71 km²
Einwohner:262 (2014)[1]
Bevölkerungsdichte:46 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. April 1972
Postleitzahl:34326
Vorwahl:05664

Binsförth ist ein Ortsteil der Gemeinde Morschen im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Geographie

Das Dorf Binsförth liegt zwischen Beiseförth und Neumorschen in der Nähe der B 83 ca. 7 km südlich von Melsungen an der Fulda. Die Fulda macht einen Bogen um das Dorf, sodass es in der Flussaue liegt. Östlich des Ortes überquert die Fuldatalbrücke Morschen den Fluss. In der Umgebung erheben sich kleinere Hügel, die Ausläufer des Knüllgebirges. Der Fulda-Radweg führt durch den Ort.

Geschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Binsförth erfolgte im Jahr 1263 unter dem Namen Binsfurte in einer Urkunde des Klosters Haydau.[2] Weitere Erwähnungen erfolgenden unten den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Bindisvorte (1330), Bynsforte (1414) und Binsfort (1585).

Damals gab es hier eine kleine Burg zum Schutz einer Fuldafurt. Gleichzeitig wird in Binsförth ein Pfarrer genannt. 1270 erscheint der Ort als "Binsforte", aber auch als "Binnisforte".[3] Die Namensgebung stammt von der sich an dieser Stelle befindlichen Furt über die Fulda.

Die Kirche in Binsförth wurde 1554 erstmals erwähnt, könnte aber schon Ende des 14. Jahrhunderts entstanden sein.[4]

Gebietsreform

Am 1. April 1972 wurde die bis dahin Selbständige Gemeinde Binsförth im Zuge der Gebietsreform in Hessen in die Gemeinde Altmorschen eingegliedert.[2] Die Gemeinde Morschen wurde im am 1. Januar 1974 kraft Landesgesetz durch den Zusammenschluss der bis dahin eigenständigen Gemeinden Altmorschen, Heina, Konnefeld und Neumorschen gebildet.[5] Altenmorschen wurde Sitz der Gemeindeverwaltung. Gleichzeitig mit dem Zusammenschluss zur Gemeinde Morchen wechselte diese in den neu gebildeten Schwalm-Eder-Kreis.[6] Für alle ehemaligen Gemeinden von Morchen wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

• 1585:46 Haushaltungen
• 1747:61 Haushaltungen
Binsförth: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2014
Jahr  Einwohner
1834
  
453
1840
  
453
1846
  
522
1852
  
455
1858
  
452
1864
  
432
1871
  
386
1875
  
393
1885
  
390
1895
  
363
1905
  
353
1910
  
350
1925
  
369
1939
  
376
1946
  
524
1950
  
501
1956
  
417
1961
  
380
1967
  
335
1970
  
337
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
270
2014
  
262
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [6]; Gemeinde Morschen:[1]; Zensus 2011[8]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

• 1885:352 evangelische (= 95,65 %), 16 jüdische (= 4,35 %) Einwohner
• 1961:344 evangelische (= 90,53 %), 34 katholische (= 8,95 %) Einwohner

Jüdischer Friedhof

Etwa 800 m südwestlich des Dorfs, am Nordhang der Wichter Höhe, liegt der jüdische Friedhof der in der NS-Zeit vernichteten einstigen jüdischen Gemeinde Beiseförth. Es ist der älteste jüdische Friedhof Nordhessens. Das Gelände wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von den Herren von Baumbach, örtlichen Rittergutsbesitzern, der jüdischen Gemeinde von Beiseförth geschenkt, zu der auch die jüdischen Einwohner der Orte Binsförth, Malsfeld, Neumorschen und Rengshausen gehörten. Insgesamt sind heute noch 256 Grabsteine (Mazewot) aus der festgestellten Belegzeit von 1694 bis 1937 vorhanden.[9]

In Binsförth selbst lebten mindestens seit 1835 und noch bis 1932/33 ein paar jüdische Familien. 1861 wurden 14 jüdische Einwohner gezählt, 1932/33 noch elf. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die beiden erwachsenen jüdischen Männer des Dorfs in das Gestapo-Sammellager Breitenau bei Kassel verschleppt. Einer der beiden Familien gelang es noch 1940, über Italien in die USA zu emigrieren. Fünf der aus Binsförth stammenden Menschen wurden jedoch Opfer des Holocaust.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

  • Burganlage und Rittergut Binsförth: Besitzer waren einst die Herren von Binsförth, die nach 1439 im Mannesstamm ausstarben. Heute wird auf dem denkmalgeschützten ehemaligen Rittergut in Binsförth mit mittelalterlichen Burgresten ein Biohof betrieben.
  • Im Zentrum des Dorfes liegt der Lindenplatz mit dem alten Backhaus, wo das jährliche Dorffest stattfindet.

Vereine

  • FV Eintracht Binsförth 1970 e.V.
  • Schützenverein
  • Posaunenchor

Wirtschaft und Infrastruktur

Fahrradseilbahn

Die Seilbahn über die Fulda zwischen Beiseförth und Binsförth ist seit Mai 2009 in Betrieb. Durch diese 50 m lange muskelkraftbetriebene "Fahrradseilbahn" werden gefährliche Straßen umgangen. Die Fahrt über die Fulda in 1,5 bis 2 m Höhe dauert etwa 5 Minuten, bei der die Gondel von dem Passagier per Handkurbel vorwärts bewegt werden muss. Die Seilbahn kann vom 1. April bis 1. November tagsüber außer bei Unwetter genutzt werden.[3]

Tourismus

Am Dorfausgang Richtung Beiseförth liegt der Reiterhof Bickel, der über eine kleine Pension und mehrere Pferde für Reitbesucher verfügt.

Am südöstlichen Ortseingang liegt das Rittergut Binsförth, das zurzeit von einem ökologischen Betrieb bewirtschaftet wird; dort wird jährlich am 3. Oktober ein Hoffest mit Markt veranstaltet. Auf dem Gelände des Gutshofs befinden sich die Reste der Burg Binsförth.

Literatur

Weblinks

Quellen

  1. a b Kurzportraits der Ortsteile. In: Webauftritt. Gemeinde Morschen, archiviert vom Original am 19. Dezember 2014;.
  2. a b c d e Binsförth, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 7. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 6. August 2015.
  3. a b Binsförth – Regiowiki (Memento vom 7. Mai 2021 im Internet Archive) im regiowiki.hna.de
  4. Kirche Binsförth – Regiowiki (Memento vom 12. Oktober 2016 im Internet Archive) im regiowiki.hna.de
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 356, §§ 14 und 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  6. a b ;Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 405–406.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 4 MB (download)) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Morchen, abgerufen im Dezember 2020.
  8. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  9. Der jüdische Friedhof Binsförth bei Alemannia Judaica

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