Beaux-Arts-Architektur
Beaux-Arts-Architektur bezeichnet die Architektur des Historismus, wie sie im 19. Jahrhundert von der École des Beaux-Arts in Paris vertreten wurde. Ihre Architekten errichteten insbesondere zwischen 1850 und 1914 zahlreiche repräsentative Gebäude dieser Stilrichtung vor allem in Frankreich sowie sehr umfangreich auch in den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien. Im deutschsprachigen Raum wurde die Beaux-Arts-Architektur besonders in Preußen aufgenommen, herausragender Vertreter war hier Ernst von Ihne (Bodemuseum).
Geschichte
Zurückgehend auf die 1671 gegründete Académie royale d’architecture war die ihr nachfolgende Architekturabteilung der École des Beaux-Arts von Beginn an eine staatliche Institution mit höchsten Ansprüchen.
Im Austausch mit der Académie de France à Rome und durch die Wettbewerbe um den Grand Prix de Rome bezog sich die Ausbildung der Architekturstudenten im Wesentlichen auf Vorbilder der Römischen Antike und der italienischen Renaissance. Später besann man sich außerdem der eigenen Renaissance sowie des barocken Erbes.
Im Zweiten Kaiserreich noch eher klassisch ausgerichtet und mit sehr großem Einfluss auf das Stadtbild von Paris im Zuge der Planungen Haussmanns, wandelte sich der Stil in der Belle Époque zu einem Eklektizismus mit neobarocker Prägung.
Völlig vernachlässigt wurden die mittelalterlichen Baustile der Romanik und Gotik und auch die Revolutionsarchitektur wurde nicht weiter verfolgt, während moderne Eisenkonstruktionen schon früh und immer stark formalisiert ganz selbstverständlich zum Einsatz kamen (z. B. Gare d’Orsay, Grand Palais).
Die große Staatsnähe der École, der hohe Leistungsstand der akademischen Arbeit und die besondere Kompetenz in Belangen der Ästhetik führten sehr häufig zu Aufträgen für bedeutende öffentliche Bauprojekte an Architekten der Beaux-Arts-Schule. Sie wurde damit nicht nur prägend für den französischen Historismus im Allgemeinen wie z. B. auch den Villen- und Geschäftshausbau, sondern weit über die Grenzen Frankreichs hinaus berühmt für die handwerkliche und formale Qualität ihrer Gebäude.
In den Vereinigten Staaten wurde sie darüber hinaus durch die World’s Columbian Exposition 1893 in Chicago, deren Ausstellungshallen alle im Beaux-Arts-Stil errichtet worden waren, so beliebt, dass zahlreiche Architekturfakultäten ihre Ausbildung an dem Vorbild der Ecole orientierten und noch 1916 in New York das Beaux-Arts Institute of Design gegründet wurde.
Dieser Ruhm trug sicher dazu bei, dass die École nahezu unbeirrt bis 1968 an ihrer traditionsbezogenen und retrospektiven Architekturauffassung festhielt, obwohl der Historismus weltweit seit den 1920er Jahren längst von der Klassischen Moderne abgelöst worden war.
Beaux-Arts-Stil
Die Beaux-Arts-Architektur im weiteren Sinne bezeichnet den Historismus der Absolventen und Epigonen der École des Beaux-Arts. Sie reicht von starken Bezügen zur italienischen Renaissance (z. B. Bibliothek Sainte-Geneviève) über neobarocke Prachtbauten (z. B. Opera Garnier) zu neoklassizistischen Bauwerken vor allem in den Vereinigten Staaten (z. B. Rathaus San Francisco), später auch in Frankreich (z. B. Palais de Chaillot).
Im engeren und eigentlichen Sinne versteht man unter Beaux-Arts-Architektur den Stil der großen öffentlichen Gebäude dieser Schule in der Belle Époque in Frankreich. Es handelt sich hier um Theater, Museen, Rathäuser usw., aber auch Bahnhöfe und Ausstellungshallen.
Ihnen allen gemeinsam ist die stilistische Herkunft aus der Renaissance (Fontainebleau, Chambord) und dem klassizistischen Barock (Vaux-le-Vicomte, Versailles), wie sie sich insbesondere im französischen Schlossbau der Neuzeit entwickelt hatten.
Die Beaux-Arts-Gebäude waren ihren „bürgerlichen“ Funktionen entsprechend konditioniert, hielten aber innen wie außen an der aristokratischen Prachtentfaltung fest und steigerten diese noch in barocker Manier. Die Betonung von Form und Effekt sowie eine leichte Überdimensionierung in den Proportionen und die reiche und erstklassige Ausführung zielten auf das Prestige ab und waren entsprechend wirkmächtig.
Bildergalerie
- Schloss Chantilly Große Treppe
- Richelieuflügel des Louvre
- Opera Garnier in Paris
- Opera Garnier Große Treppe
- (c) I, Bodoklecksel, CC BY-SA 3.0Opernhaus und Theater von Calais
- (c) FRED, CC BY-SA 3.0Kongresspalast und Opernhaus von Vichy
- Rathaus San Francisco Eingangshalle
- Rathaus von Paris
- Rathaus von Vichy
- (c) Willtron, CC BY-SA 3.0Rathaus von Tours
- (c) I, Sanchezn, CC BY-SA 3.0
- Gare d’Orsay Innenansicht
- Bahnhof von Tours
- Grand Central Station New York
- Grand Palais-Ausstellungshalle
- Koninklijk Museum voor Midden-Afrika in Tervuren
- New York Public Library Lesesaal
- (c) Cow, CC BY-SA 3.0Empfangshalle des Metropolitan Museum
- Joseph Raphael De Lamar House, New York
- (c) Staro1, CC BY-SA 3.0
- Alberta Legislative Building in Edmonton
- Ellis Island, New York
- Teatro Colón in Buenos Aires
- Palácio Tiradentes in Rio de Janeiro
- Justizpalast in Santiago de Chile
Bekannte Architekten
- Theodore Ballu
- Félix Duban
- Ernest Flagg
- Charles Garnier
- Charles Girault
- Martin Haller
- Jakob Ignaz Hittorff
- Richard Morris Hunt
- Ernst von Ihne
- Henri Labrouste
- Victor Laloux
- Hector Lefuel
- Emmanuel Louis Masqueray
- Jean-Louis Pascal, Frankreich
- William Sutherland Maxwell, Kanada
- William Rutherford Mead
- Heinrich Wagner
- Stanford White
Siehe auch
Literatur
- Jörn Garleff: Die Ecole des Beaux-Arts in Paris. Ein gebautes Architekturtraktat des 19. Jahrhunderts. Wasmuth, Tübingen u. a. 2003, ISBN 3-8030-4025-6 (Zugleich: Bonn, Univ., Diss.).
- Arthur Drexler (Hrsg.): The architecture of the École des Beaux-Arts. Secker & Warburg, London 1977, ISBN 0-436-13710-0.
- Julien Guadet: Éléments et théorie de l'architecture. Cours professé à l'École nationale et spéciale des beaux-arts. Nouvelle édition revue et augmentée. Librairie de la Construction moderne, Paris 1907.
Weblinks
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Vue sur le côté du Grand palais à Paris
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Municipal Building, New York City
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Gare du Nord, Paris
2004-08-26 10-51-01_0019
(c) I, Sam67fr, CC BY 2.5
Front facade and main entrance of the New York Public Library — panorama made with 4 pictures.
Autor/Urheber: Diliff, Lizenz: CC BY 2.5
Panorama-Aufnahme eines der beiden Lesesäle der New York Public Library
Ellis Island as seen from the Circle Line Ferry from Battery Park to Liberty Island.
Photo taken with a Panasonic Lumix DMC-FZ20 in the borough of Manhattan, New York City, NY, USA.
Autor/Urheber: Manfred Heyde, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Interior of the Opéra Garnier in the city of Paris/France
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Palacio de los Tribunales de Justicia de Santiago de Chile (restaurado recientemente)
Autor/Urheber: Florian Lindner, Lizenz: CC BY 2.5
Il Bode-Museum è un museo di Berlino facente parte dei Musei Statali, situato sull'Isola dei Musei. Oggi accoglie le collezioni di scultura (Skulpturensammlung), il ricco monetiere e medagliere (Münzkabinett). @Alfio
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Dieses Bild zeigt das Denkmal in Argentinien mit der Nummer
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Palacio del Congreso de la Nación Argentina, Buenos Aires, Argentina
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Bode-Museum, Halle mit Reiterstandbild des großen Kurfürsten von Andreas Schlüter(glavanoplastische Kopie, angefertigt 1904 von der WMF)
A picture of Chateau de Chantilly, taken in March 2005 by Craig Patik. For high resolution version (2304x1728) feel free to contact user Patik.
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Fifth Avenue entrance facade of the Metropolitan Museum of Art, NYC.
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Interior stairway of San Francisco City Hall. Image by en:User:Leonard G.
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Grand Palais, Paris, France
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Die Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz 20 in der Hamburger Neustadt wurde von 1904 bis 1908 als Konzerthaus nach Plänen von Martin Haller und Wilhelm Emil Meerwein erbaut. Finanziert wurde die Halle aus einem Vermächtnis des 1901 verstorbenen Reeders Carl Heinrich Laeisz und einer Spende seiner Witwe Sophie.
Es ist Teil der Denkmalliste von Hamburg, Nr. 616.
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Château de Chantilly, Oise, Picardie, France. Le vestibule d'honneur.
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National Register of Historic Places in San Francisco, California.
San Francisco City Hall, 1 Goodlett Place, San Francisco, California, USA. Photographed 2008-03-08 by Mike Hofmann from the northwest corner of the San Francisco Main Library. The building is among the sites in the San Francisco Civic Center Historic District.Kameraposition | Dieses und weitere Bilder auf OpenStreetMap |
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Grand Central terminal in New York, NY
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Estátua de Tiradentes. Na frente do Palácio Tiradentes Palácio Tiradentes, Assembleia Legislativa do Estado do Rio de Janeiro (ALERJ) - Antiga Câmara dos Deputados - Muito calcado no Grand Palais de Paris, foi erguido de 1921 à 1924 pelos arquitetos Archimedes Memória e Francisco Couchet, onde havia o prédio da cadeia colonial que recebeu Tiradentes em 1792. (RioTur/Milton Teixeira)
(c) I, Sanchezn, CC BY-SA 3.0
North side of Orsay Museum building. This panorama is made of three pictures stitched with Hugin.
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Consulate General of the Republic of Poland at Madison Avenue and 37th Street in Manhattan. See also File:Polish UN Embassy 9E66 jeh.JPG.
The Alberta Provincial Legislature Building, Edmonton, Alberta, Canada.
(c) Staro1, CC BY-SA 3.0
Hamburg, Harvestehude, Budge-Palais.
- Fotograf: selbst
- Datum: 15.5.2006
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Musée_d'Orsay – 2004-11-03 Inside of Musée d'Orsay in Paris, taken by myself
- Photographer
- Alexander Franke
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