Bauerbach (Marburg)

Bauerbach
Stadt Marburg
Koordinaten:50° 49′ N, 8° 50′ O
Höhe: 273 (244–306) m ü. NHN
Fläche:8,04 km²[1]
Einwohner:1346 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte:167 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Juli 1974
Postleitzahl:35043
Vorwahl:06421
Karte
Lage von Bauerbach in Marburg
Bauerbach, im Hintergrund die Amöneburg
Bauerbach, im Hintergrund die Amöneburg

Bauerbach ist ein Stadtteil der Universitätsstadt Marburg im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Geografische Lage

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Panorama von Bauerbach von Südwesten

Bauerbach liegt, in unmittelbarer Nähe des Klinikums und der naturwissenschaftlichen Institute der Universität, etwa vier Kilometer ostnordöstlich der Marburger Innenstadt – allerdings direkt jenseits der Lahnberge, die nahe bzw. westlich des Dorfs mit dem Ortenberg (380 m ü. NN) ihre größte Höhe erreichen.

Geschichte

Ortsgeschichte

Bauerbach trat, soweit bekannt, in der Frühzeit des Heiligen Römischen Reichs 1133 zum ersten Mal unter dem frühmittelalterlichen Namen „Burenbach“ in Erscheinung. Somit wurde es sogar noch vor Marburg (1138) und Kirchhain (1146) erstmals schriftlich erwähnt. 1238 wurde erstmals ein eigener Pfarrer in Bauerbach genannt. Von 1530 an war es protestantisch, kam aber 1608 von Hessen an Kurmainz, so dass der Ort wieder katholisch wurde. 1801 kam Bauerbach mit dem kurmainzischen Amt Amöneburg durch den Frieden von Lunéville zur Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Bauerbach zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[3] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[4][5] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.

1964 kam es zu umfangreichen Umgemeindungen von Waldgebieten auf den Lahnbergen, damit die Neubauten der Philipps-Universität Marburg vollständig auf Marburger Gebiet liegen. Zum 1. Juli 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Bauerbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Marburg eingemeindet.[6][7] Für den Stadtteil Bauerbach wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[8]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Bauerbach angehört(e):[9][10]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bauerbach 1404 Einwohner. Darunter waren 60 (4,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 240 Einwohner unter 18 Jahren, 696 zwischen 18 und 49, 258 zwischen 50 und 64 und 210 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 687 Haushalten. Davon waren 285 Singlehaushalte, 132 Paare ohne Kinder und 186 Paare mit Kindern, sowie 48 Alleinerziehende und 33 Wohngemeinschaften. In 72 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 537 Haushaltungen leben keine Senioren.[13]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[9]
• 1592:19 Hausgesesse
• 1664:13 Hausgesesse
• 1838:Familien: 30 nutzungsberechtigte, 7 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 6 Beisassen
Bauerbach: Einwohnerzahlen von 1747 bis 2019
Jahr  Einwohner
1747
  
145
1800
  
?
1834
  
277
1840
  
255
1846
  
268
1852
  
286
1858
  
286
1864
  
281
1871
  
249
1875
  
251
1885
  
245
1895
  
263
1905
  
291
1910
  
292
1925
  
327
1939
  
426
1946
  
546
1950
  
530
1956
  
490
1961
  
532
1967
  
601
1977
  
?
1987
  
1.271
1991
  
1.447
1995
  
1.551
2000
  
1.640
2005
  
1.619
2010
  
1.611
2011
  
1.404
2015
  
1.359
2019
  
1.346
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[9]; Stadt Marburg:1987–1998[14], 1999–2003[15], 2005–2010[16],2011–2015[17], 2019:[2]; Zensus 2011[13]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[9]

• 1861:287 römisch-katholische, 8 evangelisch-lutherische Einwohner
• 1885:ein evangelischer (= 0,42 %), 236 katholische (= 99,58 %) Einwohner
• 1961:014 evangelische (= 2,63 %), 518 katholische (= 97,37 %) Einwohner.
• 1987:330 evangelische (= 25,59 %), 721 katholische (= 56,72 %) Einwohner.[14]

Erwerbstätigkeit

• 1838:Familien: 21 Ackerbau, 9 Gewerbe, 13 Tagelöhner.[9]
• 1961:Erwerbspersonen: 97 Land- und Forstwirtschaft, 77 Produzierendes Gewerbe, 27 Handel und Verkehr, 44 Dienstleistungen und Sonstiges.[9]

Politik

Ortsbeirat

Sitzverteilung im Ortsbeirat nach den Kommunalwahlen 2021
Insgesamt 7 Sitze
  • BD = Bunte Demokratie

Für den Stadtteil Bauerbach besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Bauerbach.[8] Für die Sitzverteilung siehe die nebenstehende Grafik.[18] Der Ortsbeirat wählte Lothar Böttner (CDU) zum Ortsvorsteher.[19]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

(c) Foto von Hydro bei Wikipedia, CC BY-SA 4.0
Pfarrkirche St. Cyriakus
  • Die Pfarrkirche St.-Cyriakus ist das älteste Gebäude im Dorf. Das heutige Gebäude wird auf die Zeit um 1100 oder früher geschätzt. Besondere Türkonstruktionen und romanische Bögen lassen auf dieses Alter schließen. Die alte romanische Kirche war niedriger als die Heutige. Ein Mauerabsatz an der Südwand lässt die alte Höhe noch erkennen, und senkrechte Mauerfugen deuten die alten romanischen Fenster an, die erst in der Barockzeit, nach 1600, durch die heutigen ersetzt wurden.
    Wohl nach 1250 wurde die Kirche zur Wehrkirche ausgebaut. Damals wurde neben dem Bau des Wehrturmes auch das alte Langhaus der Kirche erhöht. Die vier vorstehenden Ecktürmchen, die dem Turm seine besondere Note verleihen, dienten der Wehr, von ihnen aus ließ sich der Turm von oben her gut verteidigen.
    Im letzten Jahrhundert wurde die Kirche mehrmals erweitert und ausgebaut.
  • Die ev.-luth. Kreuzkirche wurde 1990 einschließlich Friedhofskapelle erbaut.

Vereine

  • SV 1965 Bauerbach (SVB) – Der Fußballverein spielt in der Fußball-Verbandsliga Hessen-Mitte.
  • Schützenverein Bauerbach 1956 e. V.
  • Heimat- und Kulturverein Bauerbach e. V.
  • Gesangverein „Liederkranz Bauerbach e. V.“
  • CDU-Ortsverein Bauerbach
  • SPD-Ortsverein Bauerbach
  • Freiwillige Feuerwehr Marburg-Bauerbach
  • Katholische Jugend Cyriakus

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Infolge des Friedens von Tilsit.
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung
  6. Infolge des Deutschen Krieges.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Stadt Marburg.

Einzelnachweise

  1. Marburger Zahlen von 2009–2010 auf der Website der Stadt Marburg (pdf; S. 4)
  2. a b Haushalt 2021. (PDF; 6,6 MB) Einwohnerzahlen von 2019. In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 7, abgerufen im Juli 2021.
  3. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  4. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  5. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  6. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 387.
  8. a b Hauptsatzung. (PDF; 161 kB) § 3. In: Webauftritt. Stadt Marburg, abgerufen im Juli 2021.
  9. a b c d e f Bauerbach, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 18. November 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 128 f. (online bei Google Books).
  12. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  13. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 70, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020;.
  14. a b Einwohnerzahlen von 1995 bis 1998. (PDF; 14,3 MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 9 ff, abgerufen im Januar 2019.
  15. Einwohnerzahlen von 1999 bis 2003. (PDF; 7,75 MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 8 ff, abgerufen im Januar 2019.
  16. Einwohnerzahlen von 2005 bis 2010. (PDF; 1,13 MB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 10 ff, abgerufen im Januar 2019.
  17. Einwohnerzahlen von 2011 bis 2016. (PDF; 46 kB) In: Webauftritt. Stadt Marburg, S. 4 ff, abgerufen im Januar 2019.
  18. Ergebnis der Ortsbeiratswahlen 2021 in Bauerbach In: votemanager-gi.ekom21cdn.de
  19. Ortsbeirat Bauerbach. In: Webauftritt. Stadt Marburg, abgerufen im September 2023.

Literatur

Weblinks

Commons: Bauerbach (Marburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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