Basistechnologie

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Basistechnologie (englisch „basic technology“) bezeichnet die Fachkunde und das praktische Know-how zu einzelnen naturwissenschaftlich-technischen Verfahren, mit denen technische Entwicklungen in der Gesellschaft ermöglicht werden, auf deren Verfügbarkeit andere Technologien mit höherem Entwicklungsniveau wiederum aufsetzen können.

Allgemeines

Technologietypen, Phasen der Technologien und ihre Indikatoren[1]

Basistechnologien entsprechen dem aktuellen Standard. Im Hinblick auf das Wettbewerbspotenzial[Anm. 1] beziehungsweise das Marktpotenzial lassen sich drei Technologietypen unterscheiden, und zwar Schrittmachertechnologien, Basistechnologien und Schlüsseltechnologien (siehe rechts).[2] Schrittmachertechnologien sind Problemlösungen und befinden sich noch im frühen Entwicklungsstadium der Produktentwicklung,[3] Basistechnologien befinden sich in der Reifephase des Grades der Ausschöpfung ihres Wettbewerbspotenzials, Schlüsseltechnologien unterliegen einer Phase des Marktwachstums. „Killer-Technologien“ sind Technologien, die im Zeitpunkt der Marktreife die vorhandenen Technologien und Schlüsseltechnologien als Substitutionsgut ersetzen.[4]

Basistechnologien sind stets fundamentierende, tiefergehende Innovation – im Gegensatz zum schrittweisen, sogenannten inkrementellen technischen Fortschritt, bei dem sich der technische Wandel in kleinen, vorhersehbaren Schritten vollzieht.[5]

Geschichte

Die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt (1769) galt als erste bedeutsame Basistechnologie der Gründerzeit.[6] Sie wirkte sich auf die Eisenbahn (1804) und Dampfschifffahrt (1807) aus. Es folgten die Dynamomaschine (1866), der Drehstrommotor (1889) und der Elektronenrechner (1946), die als Grundlageninnovationen für Produktinnovationen bei der Herstellung von Werkzeugmaschinen gesorgt haben.[7] In der Folge kam es zu Produktinnovationen wie der Bohrmaschine (1775), Drehbank (1797), Hobelmaschine (1817), Fräsmaschine (1818) und Schleifmaschine (1874).[8]

Weitere Basistechnologien waren Elektrizität (1830) und Verbrennungsmaschine (Lenoir-Motor, 1860). In der Gründerzeit und darauffolgend wirkten sich der Rundfunk (1896), das erste motorgetriebene Fliegen (1900) und die Petrochemie (1925) signifikant auf die Wirtschaft aus. Innovative Produkte, die auf einer Anzahl von Basistechnologien basieren, sind etwa das Telefon (1876), das Automobil (1886), das Fernsehen (1928) oder der Großrechner (1959). Allesamt sind sie Meilensteine der Technikentwicklung. Konrad Zuse präsentierte mit seiner “Z1” im Jahre 1938 den Beginn der weltweiten Geschichte der Informationstechnologie.[9] Das Internet begann im Oktober 1969 als Arpanet und entwickelte sich als revolutionäre Basistechnologie des 20. Jahrhunderts.

Wirtschaftliche Aspekte

Wie die geschichtliche Entwicklung gezeigt hat, ist Basistechnologie eine Technologie, deren technische Veränderungen einen erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung mindestens eines Wirtschaftszweigs haben. So verändern beispielsweise Entwicklungen in der Biotechnologie die Agrar- und Pharmaindustrie; für beide Industrien ist (unter anderem) die Biotechnologie die Basistechnologie.[10] Die Informations- und Kommunikationstechnologie wiederum ist Basistechnologie unter anderem in der Medienwirtschaft oder der Medizingeräteherstellung.[11]

Literatur

Anmerkungen

  1. Mit dem Gebrauch des Begriffs "Lebenszyklus" im Zusammenhang mit Technologien ist Vorsicht angebracht, da Technologien nicht per se zugleich "technische Produkte" im ökonomischen Sinne darstellen. Technologien können durchaus veralten, nämlich, wenn sie im Zuge von Entwicklungen durch andere Technologien abgelöst werden. Auch mit den Begriffen "Entstehung", "Wachstum", "Reife" und "Alter" im Zusammenhang mit Technologie zu hantieren, ist nicht verboten, doch ist das Fortbestehen einzelner Technologien nicht per se vergleichbar mit dem Fortbestehen von technischen Produkten am Markt. Beispiel: „Zahnradtechnologie“ ist eine Basistechnologie für zahlreiche technische Getriebeprodukte auf dem Markt. Doch ein "Lebenszyklusende" für Zahnradtechnologie, falls es so etwas gäbe, wäre heute nicht absehbar. Bei einem konkreten technischen Getriebeprodukt ist dagegen ein "Lebenszyklusende" am Markt stets erwartbar. Darum spricht man im Zusammenhang mit Technologien besser von deren „Grad der Ausschöpfung des Wettbewerbspotenzials über die Zeit“ als vom „Gewinn über die Lebenszykluszeit“, wie letzteres bei technischen Produkten der Fall ist.

Einzelnachweise

  1. Kay Michel, Technologie im strategischen Management: ein Portfolio-Ansatz zur integrierten Technologie- und Marktplanung. (Technological economics; 26) Erich Schmidt Verl., Berlin 1987 (zugl. Diss. TH Darmstadt), ISBN 3-503-02684-3, S. 67.
  2. Tom Sommerlatte/Jean-Philippe Deschamps, Der strategische Einsatz von Technologien, in: Arthur D. Little International (Hrsg.), Management im Zeitalter der Strategischen Führung, 1986, S. 50 f.
  3. Martin K. Welge, Planung: Prozesse — Strategien — Maßnahmen, 1992, S. 270
  4. Jörg Horstmann, Operationalisierung der Unternehmensflexibilität, 2007, S. 147 FN 484
  5. Deutsche Bank Research, Das Internet - eine neue Basistechnologie?, 2000, S. 4
  6. Ralf Moldenhauer, Krisenbewältigung in der New Economy, 2004, S. 81
  7. Günter Fandel/Harald Dyckhoff/Joachim Reese, Industrielle Produktionsentwicklung, 1990, S. 142
  8. Günter Fandel/Harald Dyckhoff/Joachim Reese, Industrielle Produktionsentwicklung, 1990, S. 142
  9. Tom Landon, Die destruktive Wirkung der Informationstechnologie auf die intellektuelle Entwicklung des Menschen, 2013, S. 7
  10. Patrick Stähler, Geschäftsmodelle in der digitalen Ökonomie, 2002, S. 155 f.
  11. Patrick Stähler, Geschäftsmodelle in der digitalen Ökonomie, 2002, S. 159

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