Bahnstrecke İstanbul Sirkeci–Swilengrad

İstanbul Sirkeci–Swilengrad[1]
Bahnhof Istanbul Sirkeci
Bahnhof Istanbul Sirkeci
Streckenlänge:323,5 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:25 kV 50 Hz ~
0,0İstanbul Sirkeci
nach Haydarpaşa Liman
Sirkeci Liman Trajekt über den Bosporus
2,1Cankurtaran
3,9Kumkapı
4,8Yenıkapı
6,5Kocamustafapaşa
7,5Yedıkule
Marmaray vom Bosporus-Tunnel
Theodosianische Mauer (Antike Stadtmauer)
8,6Kazlıçeşme
9,7Zeytinburnu
11,8Yenimahalle
12,6Bakırköy
14,8Ataköy
16,5Yeşilyurt
17,7Yesilköy
21,2Florya
22,2Menekşe
23,9Küçükçekmece
25,3Soğuksu
26,3Kanarya
27,6Halkalı
Schnellfahrstrecke Halkalı–Kapıkule
30,8Yarımburgaz
32,3Altınsehir
38,2İspartakule
44,7Deliklikaya
46,2Ömerli
48,8Yeşilbayır
51,0
0,0
10,9Yassıören
52,5Mahmudpaşa
21,0Büyükçekmece
0,0
58,0
61,6Çatalca
65,2Gökçeli
69,9Incegiz
74,3Kabakça
86,3Kurfallı
96,8Sinekli
104,7Çayırdere
114,6
0,0
Çerkezköy
4,0Bosch-Siemens Fabrikası
118,8Kızılpınar
120,9Veliköy
126,8Velimeşe
132,7Yulaflı
139,0Çorlu
149,9Sarılar
154,7Balabanlı
164,9Muratlı
nach Tekirdağ
169,2Km 169+200
172,2Ballıhoca
180,9Seyitler
185,4Kayabeylı
190,1Ovacık
194,7Müsellimköy
198,5Lüleburgaz
203,09Sarıcaali
215,2Alpullu
220,8Mandıra
nach Kırklareli
223,3Katranca
228,2Doğanca
0,0
236,0
Pehlivanköy
245,3Bayramlı
256,6Uzunköprü
264,5Demirköprü
Türkei / Griechenland
Bahnstrecke Alexandroupoli–Swilengrad
267,5Pythio
112,0 (269,2)Stasi Pythion[Anm. 1]
116,3 (271,8)Rigio
119,8 (275,2)Sofiko
121,0 (276,5)Thourio
123,0 (278,5)Chimoni
129,6 (285,2)Orestiada
133,4 (288,3)Sakkos
135,4 (290,2)Kavyli
137,9 (293,1)Nea Vyssa
296,6
0,0
Km 311+400
Griechenland / Türkei
302,1Edirne Karaağaç
147,2 (5,6)Kastanies
Türkei / Griechenland
9,8
304,9
Amarousia
12,7 (312,9)Dilofos
20,9 (321,0)Dikea
323,6Ptelea
28,1 (328,2)Ormenio
333,4Km 349+200
Griechenland / Bulgarien
4,3Sazlımalkoç
7,5Km 7+500
13,0Kırcasalih
20,1Şerbettar
26,3Abalar
37,4Tayakadın
46,7Edirne
49,4Edirne Şehir
66,5
164,8
Kapıkule
Türkei / Bulgarien
160,2Kapitan Andreewo
153,2Km 153+220
149,0Sp. Swilengrad
143,8Swilengrad
nach Sofia

Die Bahnstrecke İstanbul Sirkeci–Swilengrad verbindet Istanbul, die größte Stadt der Türkei, mit dem bulgarischen Grenzbahnhof Swilengrad. Die in den Jahren 1871 bis 1874 eröffnete und seit 1994 vollständig elektrifizierte Hauptstrecke der TCDD liegt im europäischen Teil der Türkei. Seit 2018 ist sie über den Marmaray-Tunnel mit dem Netz der TCDD im asiatischen Teil der Türkei verbunden.

Geschichte

Vorgeschichte

Bahnhof Uzunköprü

Der Krimkrieg (1853–1856) hatte gezeigt, dass ein verbesserter Transportweg zwischen Mittel- und Westeuropa einerseits und dem Osmanischen Reich andererseits politisch erforderlich war. Allerdings waren die zu durchquerenden Bereiche südöstlich von Ungarn wirtschaftlich schwach und versprachen kein großes Verkehrsaufkommen. So waren mehrere Anläufe bis 1869 erforderlich, um die Finanzierung des Projekts zu organisieren. Am 17. April 1869 wurde die Konzession für die „Rumeli-Eisenbahn“[Anm. 2] von der Compagnie des Chemins de fer Orientaux (Orientbahn) des Barons Maurice de Hirsch übernommen. Diese sah eine Streckenführung von Konstantinopel, wie Istanbul damals meist bezeichnet wurde, über Edirne, Sofia, Niš, Sarajevo und Banja Luka bis zur österreichisch-ungarischen Grenze bei Doberlin vor und war Bestandteil eines ganzen Pakets von Konzessionen für Strecken in der europäischen Türkei.[2]

Bau

Orient-Express bei Konstantinopel mit einer Lokomotive der Reihe 101–116 der Chemins de fer Orientaux, kolorierte Postkarte um 1900

Der Bau begann mit den ersten 16 km von Yeşilköy (damals ein Vorort von Istanbul) nach Küçükçekmece. Er wurde am 4. Juni 1870 begonnen und konnte am 4. Januar 1871 eröffnet werden.[3] Eine Verlängerung der Strecke in das historische und damals auch wirtschaftliche politische Zentrum von Istanbul, nach Eminönü, war geboten, aber durch die enge Bebauung schwer zu verwirklichen. Schließlich gestattete Sultan Abdülaziz, die Strecke entlang der Küstenlinie der Marmarameers und in einem 180-Grad-Boden um die Gartenanlagen des Topkapı-Palastes in das Eminönü benachbarte Sirkeci zu legen. Diese Verlängerung wurde am 27. Juli 1872 in Betrieb genommen,[4] 1873 der zugehörige Kopfbahnhof Sirkeci. Weitere Teilstrecken wurden 1872 bis 1874 eröffnet.[5]

1874 war die Strecke zwischen Istanbul und Edirne durchgehend in Betrieb.[6] Allerdings verschlechterte sich die politische Situation für das Osmanische Reich und in seinem europäischen Teil besonders. Aufstände im Balkan führten zur Abspaltung von Bosnien, Serbien und Bulgarien und 1875 kam es zum Staatsbankrott. Der Berliner Kongress 1878 sprach sich für den Weiterbau der Bahn nach Österreich aus.[7]

Weitere Entwicklung

Grenzbrücke zwischen Griechenland und der Türkei bei Pythio
Empfangsgebäude des Bahnhofs Orestiada
Empfangsgebäude des historischen Bahnhofs von Edirne
Empfangsgebäude Swilengrad

In der Folge des Ersten Weltkriegs wurde Westthrakien an Griechenland abgetreten. Damit verlief die Grenze nun in der Mariza (griechisch Evros, türkisch Meriç). Ab der Brücke über die Mariza bei Pythio bis an die bulgarische Grenze bei Swilengrad lag die Strecke nun weitgehend auf griechischem Staatsgebiet. Allerdings querte die Strecke die Grenze für wenige Kilometer erneut auf türkisches Gebiet zum Bahnhof von Edirne (Bahnhof: Edirne-Karagaç[Anm. 3]). Anschließend führte sie wieder über die Grenze nach Griechenland zurück.[8] Die Orientbahn musste die Strecke zwischen Pythio und Swilengrad an die Chemin de fer Franco-Hellenique (CFFH) abgeben.

Die in der Türkei verbleibenden Abschnitte der Strecke gingen 1935 im Zuge der Verstaatlichung der Orientbahn an die TCDD.[9]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Abschnitt zwischen İstanbul Sirkeci und Halkalı 1955 durch die 50-Hz-Arbeitsgemeinschaft mit 50 Hz 25 KV Wechselspannung elektrifiziert.[10] Seitdem wird der Vorortverkehr von Istanbul elektrisch betrieben (ab 1955 zunächst ausschließlich mit der Pionier-Triebwagenreihe E8000, die 2011 ausgemustert wurde), alle Fernzüge wechselten in Halkalı die Lokomotiven. 1993 wurde der elektrische Betrieb von Halkalı bis Çerkezköy ausgedehnt, im darauf folgenden Jahr bis Kapıkule, dem türkischen Grenzbahnhof zu Bulgarien.[11] Zu einem späteren Zeitpunkt wurde auch der grenzüberschreitende Abschnitt nach bis Swilengrad und darüber hinaus elektrifiziert.[12]

Die politischen Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei waren immer gespannt. Es dauerte allerdings bis 1971, bevor die Türkei eine direkte Strecke nach Bulgarien eröffnete und damit nicht mehr auf die alte Strecke angewiesen war, die seit 1919 dreimal die griechisch-türkische Grenze querte, bevor ein Zug Bulgarien erreichte. Diese Neubaustrecke band auch Edirne mit einem neuen, an anderer Stelle gelegenen Bahnhof ein.[13] Auch Griechenland errichtete zwischen Dikaia und Nea Vyssa einen neuen Streckenabschnitt, der türkisches Staatsgebiet meidet. Der Abschnitt der alten Strecke über Edirne wurde stillgelegt.[14]

Den Grenzübergang zwischen der Türkei und Griechenland bei Pythio nutzten im planmäßigen Personenverkehr bis zum 13. Februar 2011 täglich zwei Zugpaare: Der Dostluk/Filia Express, ein Nachtzug auf der Verbindung Thessaloniki–Istanbul–Thessaloniki, der Schlafwagen führte, und der Tagzug Istanbul–Pythion–Istanbul, der in den letzten Jahren aus nur einem Wagen bestand.[15] Seitdem ruht hier aus wirtschaftlichen Gründen der grenzüberschreitende Eisenbahnverkehr.

Zukunft

Am 28. Februar 2019 unterzeichneten die Europäische Union und die Türkei einen Vertrag, um die Verbindung zu modernisieren. Dazu gibt die Europäische Union 275 Mio. Euro zu den geschätzten Gesamtkosten des Projekts von 1 Mrd. Euro. Ziel ist eine zweigleisige und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ausgelegte Schnellfahrstrecke Halkalı–Kapıkule. Ob es sich um einen Neubau[16] oder einen Ausbau[17] handelt wird in den Quellen unterschiedlich angegeben. Geplant ist durchgehende Zweigleisigkeit und Ausstattung mit ETCS Level 1. Insgesamt werden dabei sieben Bahnhöfe modernisiert. Das Vorhaben ist in drei Baulose eingeteilt[18]:

  • Zunächst soll der Abschnitt Çerkezköy–Kapıkule gebaut werden. Hier werden fünf Bahnhöfe und 30 Brücken saniert, zwei bergmännisch vorzutreibende Tunnel und sieben in offene Bauweise errichtet. Dies sollte bis April 2022 abgeschlossen sein.[19] Baubeginn war im September 2019.[20]
  • Das zweite Baulos zwischen Çerkezköy und Ispartakule ist mit 155 km Länge das Größte. Es wurde an ein italienisch-türkisches Konsortium vergeben. Dieser Teilauftrag hat einen Umfang von 524 Mio. Euro.[21]
  • Die Vergabe des dritten Bauloses zwischen Halkal und Ispartakule – mit etwa 12 km Länge das kürzeste – wurde im Juni 2021 vergeben, aber vor Gericht angefochten. Das Gericht befand das Vergabeverfahren Anfang 2022 als rechtswidrig und annullierte es.[22]

Betrieb

Planmäßiger Betrieb

Am 12. August 1888 nahm der Orient-Express seinen durchgehenden Betrieb zwischen Paris und Istanbul auf.[23]

Aufgrund von Sanierungsarbeiten findet seit März 2019 zwischen İstanbul Sirkeci und Halkalı kein planmäßiger Verkehr mehr statt.

Zwischenfälle

  • Am 20. Oktober 1957 stießen der westwärts fahrende Simplon-Orient-Express und ein und ein entgegenkommender Nahverkehrszug zwischen den Bahnhöfen Yarımburgaz und İspartakule frontal zusammen. Bei dem Unfall starben 95 Menschen, weitere 150 wurden verletzt.
  • Am 8. Juli 2018 entgleiste ein Zug bei Sarılar, weil das Gleis nach heftigen Regenfällen unterspült war. 24 Menschen starben, 318 wurden darüber hinaus verletzt.

Literatur

  • Neil Robinson: World Rail Atlas. Bd. 8: The Middle East and Caucasus. 2006. ISBN 954-12-0128-8
  • Eisenbahnatlas Griechenland. Schweers & Wall, Köln 2018. ISBN 978-3-89494-148-2

Anmerkungen

  1. In Klammern die Kilometrierung der Orientbahn (Eisenbahnatlas Griechenland, S. 23).
  2. Rumelien war die Bezeichnung für den in Europa gelegenen Teil des Osmanischen Reiches.
  3. Nicht identisch und nicht zu verwechseln mit den heutigen Bahnhöfen Edirne und Edirne Sehir.

Einzelnachweise

  1. Angaben nach: Robinson, Taf. 1–3; Eisenbahnatlas Griechenland, S. 23
  2. Robinson, S. 47.
  3. Robinson, S. 55.
  4. Robinson, S. 52.
  5. Robinson, S. 52, 53.
  6. Robinson, S. 54.
  7. Robinson, S. 48.
  8. Robinson, S. 49, Taf. 1.
  9. Robinson, S. 49.
  10. Robinson, S. 53f.
  11. Robinson, S. 51, 53, 54.
  12. Eisenbahnatlas Griechenland, S. 23.
  13. Robinson, S. 54, Taf. 1.
  14. Eisenbahnatlas Griechenland, S. 23.
  15. Fahrplan für Verbindungen nach Europa der TCDD, abgerufen am 15. April 2007.
  16. So: Railway Gazette International zitiert in: HaRakevet 125 (Juni 2019), S. 22.
  17. So: bac: Ab 2023 auf zwei Gleisen schneller nach Istanbul. In: Eisenbahn-Revue International 12/2009, S. 641.
  18. bac: Ab 2023 auf zwei Gleisen schneller nach Istanbul. In: Eisenbahn-Revue International 12/2009, S. 641.
  19. Railway Gazette International zitiert in: HaRakevet 125 (Juni 2019), S. 22.
  20. Work starts to rebuild Istanbul – Bulgaria main line in: Railway Gazette, 27. September 2019
  21. bac: Ab 2023 auf zwei Gleisen schneller nach Istanbul. In: Eisenbahn-Revue International 12/2009, S. 641.
  22. NN: Turkey – Bulgaria reconstruction contract halted. In: Railway Gazette International vom 11. März 2022; abgerufen am 18. Juli 2022.
  23. Werner Sölch: Orient-Express. Glanzzeit und Niedergang eines Luxuszuges. 4. Auflage, Alba Verlag, Düsseldorf 1998, S. 13 ff.

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Die Frontansicht des alten Istanbuler Bahnhofs. Das Bild wurde aus drei Einzelbilder zusammengesetzt. Es stellt die alte Front des Bahnhofs dar. Hinter dem alten Gebäude befindet sich der neue Bahnhof. An diesem alten Bahnhof endete die traditionelle Strecke des Orient Express.
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Der alte Bahnhof von Orestiada