August Wilhelm von Preußen (1722–1758)

Prinz August Wilhelm von Preußen
Prinz August Wilhelm von Preußen, etwa 1740–1760

August Wilhelm von Preußen, seit 1744 Prinz von Preußen (* 9. August 1722 in Berlin; † 12. Juni 1758 in Oranienburg), war preußischer General und Vater des späteren preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. August Wilhelm war der zweitgeborene Sohn von König Friedrich Wilhelm I. Dessen ältester Sohn König Friedrich II. war kinderlos und hatte seinen jüngeren Bruder August Wilhelm zum Thronfolger ernannt. August Wilhelm starb noch zu Lebzeiten des Königs. Daraufhin ernannte Friedrich dessen Sohn zum Prinzen von Preußen.

Leben

Prinz August Wilhelm von Preußen

August Wilhelm war das elfte Kind des Königs Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1688–1740) aus dessen Ehe mit Sophie Dorothea (1687–1757), Tochter des Königs Georg I. von Großbritannien, und somit ein jüngerer Bruder Friedrichs des Großen. August Wilhelm galt als wesentlich umgänglicher als sein Bruder und als Liebling des Vaters. In der Zeit des Konflikts mit dem Kronprinzen plante sein Vater, August Wilhelm zum Kronprinzen zu machen.

Im Jahr 1741 wurde August Wilhelm zum Generalmajor befördert und nahm in dieser Position am Ersten und Zweiten Schlesischen Krieg teil. Im Siebenjährigen Krieg wurde August Wilhelm 1756 General der Infanterie und geriet zu seinem Bruder in politische Widersprüche, als dieser eine Annäherung an England suchte.

Sein erstes eigenes Kommando war der Rückzug der preußischen Truppen nach der Schlacht von Kolín. Diese Operation war gekennzeichnet von militärischen Fehlern auf beiden Seiten und gipfelte in der unangemessenen Bombardierung von Zittau durch österreichische Truppen. Dies führte dazu, dass sein Bruder, der König, ihm mit seiner Armee aus Schlesien zu Hilfe eilen musste, ihn sofort nach Vereinigung der beiden Armeen in Bautzen in scharfen Worten zurechtwies und ungnädig aus dem Truppendienst entließ[1]. Ein knappes Jahr darauf starb Prinz August Wilhelm, an Körper und Seele gebrochen, vermutlich an einem Hirntumor.[2] Sein 1769 veröffentlichtes Werk Relationen über den Feldzug 1757 schadete dem Ansehen Friedrichs II. erheblich.

Dass er als Befehlshaber der Armee die Fehler militärisch zu verantworten hatte, ist unbestritten; ob er sie jedoch aufgrund eigener Fehleinschätzungen verursacht hat, ist zumindest zu hinterfragen. Hierzu ein Zitat des ebenfalls an dem Feldzug beteiligten späteren Generals Charles-Emmanuel de Warnery:

„Unser Unglük war, daß der Prinz von Preussen, um desto vorsichtiger und sicherer zu gehn, die Generals zu Rathe zog, denen er die meisten Einsichten zutraute; wäre er seinen eigenen Gedanken gefolgt, so würde alles gut gegangen seyn. Denn er verstand die Sache zehnmal besser als alle diejenigen, an die er sich wandte.“[3]

In Erinnerung an ihn und als deutliche Kritik am König ließ sein Bruder Heinrich den Rheinsberger Obelisken errichten.[4]

Prinz von Preußen

August Wilhelm heiratete am 6. Januar 1742 in Berlin Luise Amalie (1722–1780), Tochter des Herzogs Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Wolfenbüttel.[5] Luise Amalie war die Schwester von Königin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern, der Gattin August Wilhelms königlichen Bruders. Die Ehe gestaltete sich unglücklich und August Wilhelm ersuchte seinen Bruder die Ehe zu trennen, damit er die Hofdame Sophie Marie von Pannwitz heiraten könne. Dieses Ersuchen belastete das brüderliche Verhältnis erheblich.

1744 bestimmte der kinderlose Friedrich II. August Wilhelm als den präsumtiven Thronfolger zum Prinzen von Preußen. Diesen Titel erhielt derjenige preußische Prinz, dem bei Ermangelung eines Kronprinzen gemäß dem Salischen Gesetz die Erbfolge zustand. Anspruch und Titel gingen nach August Wilhelms frühem Tod auf seinen Sohn Friedrich Wilhelm über. Im 19. Jahrhundert trug der spätere König Wilhelm I. den Titel Prinz von Preußen.

Nachkommen

Aus seiner Ehe hatte August Wilhelm folgende Kinder:

⚭ 1. 1765 (gesch. 1767) Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Wolfenbüttel (1746–1840)
⚭ 2. Prinzessin Friederike von Hessen-Darmstadt (1751–1805)
⚭ 1767 Prinz Wilhelm V. von Oranien, Statthalter der Niederlande (1748–1806)
  • Emil (1758–1759)

Vorfahren

Georg Wilhelm
(Kurfürst von Brandenburg, Herzog in Preußen)
Elisabeth Charlotte
 
Friedrich Heinrich
(Statthalter der Vereinigten Niederlande)
Amalie
 
Georg
(Fürst von Calenberg)
Anna Eleonore
 
Friedrich V.
(Kurfürst von der Pfalz, König von Böhmen)
Elisabeth Stuart
 
Georg
(Fürst von Calenberg)
Anna Eleonore
 
Alexandre Desmier
⚭ Jacquette Poussard
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm
(Kurfürst von Brandenburg und Herzog in Preußen)
 
Luise
 
Ernst August
(Kurfürst von Hannover)
 
Sophie
(Kurfürstin von Hannover)
 
Georg Wilhelm
(Fürst von Lüneburg)
 
Eleonore d’Olbreuse
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich I.
(König in Preußen)
 
Sophie Charlotte
(Königin in Preußen)
 
Georg I.
(König von Großbritannien)
 
Sophie Dorothea
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm I.
(König in Preußen)
 
Sophie Dorothea
(Königin in Preußen)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelmine
(Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth)
 
 
Friedrich II.
(König von Preußen)
 
 
Friederike Luise
(Markgräfin von Brandenburg-Ansbach)
 
 
Philippine Charlotte
(Fürstin von Braunschweig-Wolfenbüttel)
 
 
Sophie Dorothea Marie
(Markgräfin von Brandenburg-Schwedt)
 
Luise Ulrike
(Königin von Schweden)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
August Wilhelm
(Prinz von Preußen)
 
Amalie
(Äbtissin von Quedlinburg)
 
Heinrich
(preußischer General)
 
August Ferdinand
(preußischer General)
 
 
 
 
 
 

Literatur

Weblinks

Commons: August Wilhelm von Preußen (1722–1758) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Henry Lloyd: Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland. Band 1, Berlin 1783.
  2. Robert B. Asprey und Frederick the Great: The Magnificent Enigma. S. 491.
  3. Henry Lloyd: Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland. Band 1, Berlin 1783.
  4. Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band 1 (Grafschaft Ruppin) „Rheinsberg“ – Der große Obelisk in Rheinsberg und seine Inschriften.
  5. Friedrich der Große ließ für diesen Anlass von Jakob Friedrich von Bielfeld eine Strohkranzrede halten (Strohkranz-Rede bey einer hohen Vermählung am Königl. Preussischen Hofe), Leipzig 1742, online.

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