August Görtz

August Friedrich Wilhelm Görtz (* 15. August 1795 in Hannover[1]; † 11. Februar 1864 in Darmstadt) war ein hessischer Beamter und Politiker und Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen.

Leben

Görtz' Vater war Johann Joachim Friedrich Görtz (1757–1828), um 1795 Pastor an der Aegidienkirche in Hannover, später an der Evangelischen Kirche Melbach.[2] Die Mutter war Dorothee Henriette Wilhelmine Görtz geb. Berchelmann. Der Protestant August Görtz heiratete am 5. Oktober 1821 in Darmstadt Elisabethe Wilhelmine Dorothee geb. Gersten (1795–1869). Aus der Ehe gingen zwei Söhne und vier Töchter hervor.

August Goertz (ganz rechts) als Sekundant 1816

Görtz immatrikulierte sich mit Ende der Befreiungskriege an der Georg-August-Universität Göttingen für Rechts- und Staatswissenschaften.[3] Er wurde Mitglied des Corps Hannovera Göttingen.[4] Ein von Christian Andreas Besemann radiertes Stammbuchblatt mit der seltenen Darstellung eines realen, damals verbotenen Duells auf Korbschläger im März 1816 in Göttingen zeigt ihn als Sekundanten.[5] Er wechselte 1816 an die Hessische Ludwigs-Universität und wurde auch im Corps Hassia Gießen aktiv.[6] Er bewährte sich als Senior und besuchte 1817 das Wartburgfest.[7] Er trat dem Burschenschafter Adolf Ludwig Follen entgegen und rief dazu auf, dessen Reformvorschläge abzulehnen.[8]

Nach dem Studium wurde er Akzessist an der Hofkammer Gießen. 1821 wurde er Assessor mit Stimmrecht bei der Oberfinanzkammer Darmstadt, in der er 1827 Oberfinanzrat wurde. 1843 wurde er zum 3. Mitglied der Brandassekurationskommission berufen. 1849 wurde er Direktor der Obersteuerdirektion und 1853 zugleich Direktor der Münzdeputation. Er verstarb als Präsident der Obersteuerdirektion.

Politik

Von 1838 bis 1841 gehörte er der Zweiten Kammer der Landstände an. Er wurde für den Wahlbezirk der Stadt Darmstadt gewählt.

Ehrungen

Literatur

  • Geschichte des Corps Hassia Giessen zu Mainz 1815–1965. Mainz 1965.
  • Hans Georg Ruppel, Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biographische Nachweise für die Landstände des Großherzogtums Hessen (2. Kammer) und den Landtag des Volksstaates Hessen (= Darmstädter Archivschriften. Bd. 5). Verlag des Historischen Vereins für Hessen, Darmstadt 1980, ISBN 3-922316-14-X, S. 113.
  • Heinrich Ferdinand Curschmann: Blaubuch des Corps Hannovera (1809–1899). Göttingen 2002, Nr. 175.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 266.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 148.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andere Angabe auch Melbach
  2. Friedrich Görtz verfasste die Schrift Die Einweihung der neuen Kirche zu Melbach im Großherzogtum Hessen, den 20ten October 1816
  3. Immatrikulation am 26. Oktober 1814; vgl. Götz von Selle: Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1734–1837. Hildesheim, Leipzig 1937
  4. Kösener Korps-Listen 1910, 70, 120
  5. Hans-Werner Wolf: Ein Göttinger Studentenduell im Jahre 1816. Monographie eines Stammbuchblattes. In: Göttinger Jahrbuch 1974, S. 137–150; Otto Deneke / Fritz Scheidemann: Göttinger Stammbuchkupfer, 1938, S. 40, Nr. 32; Bernhard Gelderblom: Die Juden in Hameln, Holzminden 2011, S. 47 ff.
  6. Kösener Korps-Listen 1910, 51, 117
  7. Bernhard Sommerlad: Wartburgfest und Corpsstudenten. Einst und Jetzt, Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, Bd. 24 (1979), S. 37 (Nr. 25)
  8. Corpsgeschichte Hassia, Bd. 1, S. 12.
  9. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen. 1864, S. 20.
  10. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Hessen. 1864, S. 67.

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Stammbuchblatt Duell GÖ 1816.jpg
Stammbuchblatt mit Darstellung des Duells des Göttinger stud. math. Jacob Beyfuß c/a stud. Bauer am 13. März 1816 in Bovenden. Die Paukanten sind Wilde, die keiner Verbindung angehören. Die sonstigen Beteiligten des Duells gehören auf Seiten von Beyfuß dem Corps Guestpahlia Göttingen an; die auf Seiten Bauers dem Corps Hannovera. Alle abgebildeten Personen sind aufgrund von Stammbucheinträgen und der Universitätsgerichtsakten namentlich bekannt (von links nach rechts): stud. jur. Franz Ludwig Martin Borsdorf, Hoffmann, Friedrich von Ostman/ oder Gerding (?) (Sekundant), Beyfuß (Paukant links), NN, Unparteischer, NN, Bauer (Paukant rechts) und August Görtz (Sekundant ganz rechts); also vier Personen namentlich benannt aber im Stich nicht genau bezeichnet, darunter Apel und Carl Philipp Gütschow. Von diesem Stammbuchblatt bestehen zwei Versionen: die Grundversion von Besemann mit senkrecht gestreiften Tapeten und die nach seinem Tode 1818 von Riepenhausen überarbeitete Version mit den nunmehr karierten Tapeten, die vorstehend abgebildet ist. Dazu weiterführend: Hans-Werner Wolf: Ein Göttinger Studentenduell im Jahre 1816. Monographie eines Stammbuchblattes. In: Göttinger Jahrbuch 1974, S. 137-150; Otto Deneke / Fritz Scheidemann: Göttinger Stammbuchkupfer, 1938, S. 40, Nr. 32
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Vermehrtes großes Staatswappen des Großherzogtums Hessen gem. Verordnung vom 09.12.1902. (1902–1918)