Andreas von Regensburg

Gedenktafel für Andreas von Regensburg am ehemaligen Augustinerstift St. Mang (Regensburg)

Andreas von Regensburg (* um 1380 in Reichenbach; † nach 1442 in Regensburg) war ein bayerischer Chronist und Geschichtsschreiber.

Leben und Werk

Andreas von Regensburg: Chronik von den Fürsten zu Bayern

Andreas wurde als Andreas Müller oder Müllner um 1380 in Reichenbach im mittleren Regental geboren. Im dortigen Benediktinerkloster erhielt er wohl ersten Elementarunterricht, bevor er in der Mitte der 1390er Jahre in Straubing die Schule besuchte. 1401 trat er in das 1138 gegründete Augustiner-Chorherren-Stift St. Mang in Stadtamhof ein. Seine Priesterweihe erhielt Andreas 1405 in Eichstätt. In St. Mang war er wohl lange Jahre als Quellensammler und Historiker tätig, bevor er das Amt des Dekans in seinem Stift übernahm. Das kleine Augustiner-Chorherren-Stift erlebte in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht zuletzt durch Andreas eine Blütezeit. Er starb nach dem Ausweis mehrerer Nekrologen an einem 7. Dezember; 1442 ist er letztmals urkundlich bezeugt.

Der Nachlass des Andreas von Regensburg wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts von dem Regensburger Kartäuser Franciscus Jeremias Grienewaldt entdeckt, der auch einige Texte daraus abgeschrieben und somit gerettet hat, da die Bibliothek von St. Mang im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig vernichtet wurde.

Die großen Geschichtswerke des Andreas von Regensburg entstanden vor allem in den 1420er Jahren. Sein siebenteiliges Hauptwerk behandelt mit dem Konzil von Konstanz (1414–1418), das wichtigste Ereignis seiner Zeit. Auch Dokumente eines Salzburger Provinzialkonzils von 1418 und einer Regensburger Diözesansynode von 1419 wurden von ihm gesammelt (Concilium provinciale). Seine Chronik der Päpste und Kaiser (Chronica pontificum et imperatorum Romanorum) berücksichtigt besonders das Bistum Regensburg. Mit der Chronica de principibus terrae Bavarorum (1425–1428) schrieb er für Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt die erste bayerische Landeschronik überhaupt und übersetzte diese als Chronik von den Fürsten zu Bayern auch selbst ins Deutsche. Die Hussitengefahr, die gerade Ostbayern betraf, handelte er in einer Chronik mit vielen Dokumenten ab (Chronica Hussitarum, Dialogus de haeresi Bohemica). Für die Lokalgeschichte von Regensburg und Stadtamhof besonders interessant ist Andreas’ Diarium sexennale, in dem er wie in einem Tagebuch Notizen über Selbsterlebtes oder eingegangene Nachrichten aus den Jahren von 1422 bis 1427 aufzeichnete.

Werke

  • Georg Leidinger (Hrsg.): Andreas von Regensburg. Sämtliche Werke. Rieger, München 1903 (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, Neue Folge, Band 1; online).

Literatur

  • Sigmund Ritter von RiezlerAndreas von Regensburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 448 f.
  • Claudia Märtl: Zur Biographie des bayerischen Geschichtsschreibers Andreas von Regensburg, in: Regensburg und Bayern im Mittelalter, (Studien und Quellen zur Geschichte Regensburgs, Bd. 4), Regensburg 1987, S. 33–56.
  • Friedrich Wilhelm BautzAndreas von Regensburg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 169.
  • Franz Fuchs: Die Bibliothek des Augustinerchorherrenstifts St. Mang (Stadtamhof – Regensburg) im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. In: Rainer A. Müller (Hrsg.): Kloster und Bibliothek. Zur Geschichte des Bibliothekswesens der Augustinerchorherren in der frühen Neuzeit (= Publikationen der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim, Bd. 2). Augustiner-Chorherren-Verlag, Paring 2000, ISBN 3-9805469-5-0, S. 59–78.
  • Stefan Dicker: Landesbewusstsein und Zeitgeschehen. Studien zur bayerischen Chronistik des 15. Jahrhunderts. Böhlau, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20103-6, S. 30–81.
  • Joachim Schneider: Die 'Chronik von den Fürsten zu Bayern' des Andreas von Regensburg: Übersetzung als Funktionswandel?, in: Horst Brunner/Norbert Richard Wolf (Hrsg.): Wissensliteratur im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, Wiesbaden 1993, S. 245–250.
  • Alois Schmid: Art. Andreas von Regensburg, in: Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, München 2005, Tl. 1, S. 48.
  • Helga Möhring-Müller: Spätmittelalterliche Adelsterminologie bei Hermann Korner, Andreas von Regensburg und seinen Übersetzer, Veit Arnpeck und Sigismund Meisterlin. In: Rolf Sprandel (Hrsg.): Zweisprachige Geschichtsschreibung im spätmittelalterlichen Deutschland. Reichert, Wiesbaden 1993, ISBN 3-88226-458-6, S. 385–428.
  • Claudia Märtl: Andreas von Regensburg. Augustinerchorherr und Geschichtsschreiber (ca. 1380–ca. 1442). In: Karlheinz Dietz, Gerhard H. Waldherr (Hrsg.): Berühmte Regensburger. Regensburg 1997, ISBN 3-930480-67-0, S. 99–103.
  • Joachim Schneider: Neue Aspekte zu Auftrag, Strategie und Erfolg einer zweisprachigen Dynastiegeschichte des 15. Jahrhunderts. Die „Bayerische Chronik“ des Andreas von Regensburg lateinisch und deutsch. In: Rolf Sprandel (Hrsg.): Zweisprachige Geschichtsschreibung im spätmittelalterlichen Deutschland. Reichert, Wiesbaden 1993, S. 129–172.
  • Helmut Plechl: Andreas von Regensburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 283 (Digitalisat).

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Einzelnachweise


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Autor/Urheber: Harvey Kneeslapper, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Gedenktafel für den deutschen Geschichtsschreiber Andreas von Regensburg in Regensburg.
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