Amazonen-Werke

AMAZONEN-WERKE H. DREYER SE & Co. KG

RechtsformSE & Co. KG
Gründung1883
SitzHasbergen, Deutschland
Leitung
  • Christian Dreyer
  • Justus Dreyer
Mitarbeiterzahl2.606
Umsatz554,0 Mio. EUR[1]
BrancheLandtechnik
Websitewww.amazone.de
Stand: 31. Dezember 2020

Die AMAZONEN-WERKE H. Dreyer SE & Co. KG (Eigenschreibweise: AMAZONE) ist ein Hersteller von Land- und Kommunalmaschinen. Das Stammwerk des 1883 von Heinrich Dreyer gegründeten Unternehmens befindet sich in Hasbergen-Gaste, Niedersachsen.

Herkunft des Namens

Da sich das Geschäft von Heinrich Dreyer nach der Gründung gut entwickelte, suchte er nach einem vorteilhaften Namen für seine Maschinen. Ein örtlicher Lehrer schlug ihm den Namen „AMAZONE“ vor, den er ihm auf deutsch mit „Heldin“ übersetzte. Dreyer ging darauf ein und ließ ihn sich als Warenzeichen eintragen.[2]:14

Geschichte

Gründer Heinrich Dreyer begann 1883 zunächst mit der Produktion von Getreidereinigungsmaschinen, später kamen Pflüge, Kultivatoren, Kartoffelsortierer und 1915 die ersten Düngerstreuer hinzu. Schon früh begann Dreyer auch mit dem Export, so wurden 1906 die ersten Getreidereinigungsmaschinen nach Valparaíso in Chile verkauft. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten profitierte die Firma von der Förderung der deutschen Landwirtschaft im Zuge der Kriegsvorbereitungen und wuchs alleine am Standort Gaste auf über 500 Mitarbeitende.[2]:74 1934 übernahmen die Söhne des Firmengründers Erik und Heinrich die Geschäfte. Heinrich Dreyer jr. war von 1934 bis 1938 in der SA und anschließend Mitglied der NSDAP.[3] Während des Zweiten Weltkriegs war zwischenzeitlich das Panzerregiment 6 „Neuruppin“ im Amazonenwerk einquartiert; im Laufe des Krieges wurden in der Produktion auch Zwangsarbeiter eingesetzt.[2]:75 1942 kamen die ersten Kartoffelerntemaschinen auf den Markt, 1949 folgten die Drillmaschinen und 1959 die Stalldungstreuer. Sehr erfolgreich waren in den 1960er Jahren die Zweischeibendüngerstreuer ZA und die Drillmaschine D4, mit denen Amazone die Marktführerschaft in diesem Segment erreichte. 1967 erfolgte der Einstieg in die Bodenbearbeitung, Amazone entwickelte als erster Hersteller zapfwellengetriebene Bodenbearbeitungsgeräte, die mit einer Drillmaschine kombiniert werden konnten. Zunächst wurden die Rüttelegge, dann der Kreiselgrubber und schließlich die Kreiselegge in die Produktpalette aufgenommen. Später, nach der deutschen Wiedervereinigung, wurden weitere passiv arbeitende Bodenbearbeitungsmaschinen auf den Markt gebracht, nachdem im Jahre 1998 die BBG Bodenbearbeitungsgeräte in Leipzig gekauft wurden. 1987 erschien die erste Einzelkornsämaschine von Amazone.[4]

(c) Amazone GmbH & Co. KG, CC BY-SA 3.0
Amazone BoniRob Feldroboter-Entwicklungsprojekt

2008 wurde die Amazone-Stiftung gegründet, die im folgenden Jahr erstmals junge Nachwuchskräfte für ihre studentischen Abschlussarbeiten im Bereich der Landtechnik auszeichnete. 2009 nahm Amazone die Montage von Großsämaschinen am neuen Standort Hude-Altmoorhausen auf und begann im Tecklenburger Ortsteil Leeden im Tecklenburger Land mit der Eigenproduktion von Selbstfahrerfeldspritzen namens Pantera. Zudem wurde ein als BoniRob bezeichneter autonomer Feldroboter für das Einzelpflanzen-basierte Versuchswesen vorgestellt, der in Kooperation mit der Hochschule Osnabrück, der Robert Bosch GmbH und anderen Partnern entwickelt wurde.

Im Januar 2010 wurde eine neue Düngerstreuer-Testhalle in Hasbergen-Gaste in Betrieb genommen. Mit dieser ist es dem Unternehmen möglich, Düngerstreuer bis zu einer Arbeitsbreite von 72 Metern zu testen sowie neue Düngersorten auf ihre Stoff- und Streueigenschaften zu untersuchen.

Im Februar 2011 hat Amazone die Sparte Lagertechnik verkauft.[5] Im September 2016 erwarb Amazone die Pflugproduktion vom insolventen Hersteller Vogel & Noot.[6] Am 1. Januar 2019 hat Amazone die Hacktechniksparte der Maschinenfabrik Schmotzer übernommen. Das Unternehmen ist als Schmotzer Hacktechnik GmbH & Co. KG weiterhin in Bad Windsheim ansässig.[7]

Unternehmensstruktur

(c) Amazone GmbH & Co. KG, CC BY-SA 3.0
Amazone-Stammwerk in Hasbergen-Gaste bei Osnabrück

Die Anteile des Unternehmens liegen vollständig bei den beiden Familien Dreyer. Als Verwaltungsrat in vierter Generation stehen Dr. Justus Dreyer und Christian Dreyer an der Spitze der AMAZONE-Gruppe. Die Mitarbeiterzahl beträgt insgesamt ca. 2.600, der Umsatz betrug 2020 554 Millionen €. Der Exportanteil liegt bei 80 % (Stand 2021). Die Kunden von Amazone sind Landwirte, landwirtschaftliche Lohnunternehmer, Kommunen und verwandte Bereiche.

Standorte

Fertigungsstandorte befinden sich – neben dem Stammwerk im Hasbergen-Gaste – an folgenden Orten:

  • Hude bei Oldenburg: aktive Bodenbearbeitung
  • Altmoorhausen: Sätechnik
  • Forbach (Frankreich): Kommunalgeräte
  • Leipzig: BBG-Bodenbearbeitungsgeräte (ehemals Rudolf Sack Leipzig): passive Bodenbearbeitung und Pflanzenschutzspritze „UG“
  • Leeden (Stadt Tecklenburg): Amazone Technologie Leeden (AT), Ersatzteillager Amazone Technologie Bramsche Direktsätechnik, gezogene Pflanzenschutzspritzen- und Düngerstreuer sowie Selbstfahrspritzen
  • Samara (Russland): GAG Eurotechnik Samara
  • Mosonmagyaróvár (Ungarn): Pflüge (ehemals Vogel & Noot Mezögépgyar Kft.)
  • Bramsche: Ende 2018 eröffnetes Kompetenzzentrum für Pflanzenschutztechnik direkt an der Autobahn A1.
  • Bad Windsheim: Schmotzer Hacktechnik GmbH & Co.KG (100% Tochter der Amazone Gruppe), Reihenhacke zur mechanischen Unkrautbekämpfung

In Deutschland unterhält Amazone vier Werksniederlassungen: in Rendsburg, Gottin, Winningen/Mosel und Gablingen.[8]

Vertriebsstandorte gibt es in China, Großbritannien, Frankreich, Polen, Ukraine, Ungarn und Russland.

Produktpalette

Amazone produziert Bodenbearbeitungsmaschinen, Sämaschinen, Einzelkornsämaschinen, Düngerstreuer und Pflanzenschutzspritzen in verschiedenen Ausführungen, weiterhin Maschinen für die Park- und Grünflächenpflege sowie den Winterdienst. Parallel zur Produktion von Landmaschinen führt Amazone Ackerbauprojekte und -versuche durch. Ein weiteres Standbein war bis 2011 die Projektierung und der Bau von Mehrzwecklagerhallen.

Literatur

  • Klaus Dreyer: Die AMAZONE-Chronik. Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster 2003, ISBN 3-7843-3229-3, 151 Seiten
  • 125 Jahre Amazone. DLG-Verlag, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-7690-0709-1, 147 S.; m. zahlr. meist farb. Abb.
  • Klaus Dreyer: Die Geschichte der BBG – von Rudolph Sack bis Amazone. DLG-Verlag, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-7690-0750-3, 180 Seiten

Weblinks

Commons: Amazone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Konzernabschluss zum 31. Dezember 2020 im eBundesanzeiger
  2. a b c Klaus Dreyer: Die AMAZONE Chronik. Hrsg.: AMAZONEN-WERKE H. DREYER SE & Co. KG. 3. Auflage. (amazone.de).
  3. Nds. Landesarchiv, Abt. Osnabrück: Entnazifizierungsakte Dreyer, Heinrich. Abgerufen am 26. Januar 2023.
  4. Agrarheute.com über Geschichte der Amazone Einzelkornsaat (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)
  5. Amazonemeldung zu Verkauf der Lagerungssparte (Memento vom 3. September 2011 im Internet Archive)
  6. Amazone kauft Pflugproduktion von Vogel & Noot, auf www.topagrar.com (Memento vom 30. September 2016 im Internet Archive), abgerufen am 30. September 2016
  7. Amazone übernimmt Hacktechnik von Schmotzer, auf www.agrarheute.de (Memento vom 6. November 2018 im Internet Archive), abgerufen am 2. November 2018
  8. Werksniederlassungen (Memento vom 2. Oktober 2011 im Internet Archive)

Koordinaten: 52° 15′ 14,5″ N, 7° 56′ 19,5″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Amazone Testhalle ZA-M Effekt.jpg
(c) Amazone GmbH & Co. KG, CC BY-SA 3.0
Blick in die neue Amazone-Testhalle für Düngerstreuer und Düngemittel; Testaufbau Düngerstreuer ZA-M
Amazone BoniRob Feldroboter-Entwicklungsprojekt.jpg
(c) Amazone GmbH & Co. KG, CC BY-SA 3.0
„BoniRob“ ist ein Modell eines autonomen Feldroboters (Forschungsprojekt) für das Einzelpflanzen-basierte Versuchswesen, der von Amazone zusammen mit der Fachhochschule Osnabrück, der Robert Bosch GmbH und anderen Partnern entwickelt wurde. BoniRob kann in Reihenkulturen die Einzelpflanzen automatisch erkennen, die Position speichern und eine Bonitur durch Messung spektraler, morphologischer oder mechanischer Signaturen durchführen und dokumentieren. Das System kann auf Basis der GPS-Position die Pflanzen wiederfinden und somit vollautomatisch eine Pflanzenbonitur bezogen auf eine Einzelpflanze durchführen.
Belarus-Minsk-Agriculture Expo-Machinery-11.jpg
(c) Hanna Zelenko, CC BY-SA 3.0
Einzelkornsämaschine ED 452 von Amazone auf der Landwirtschaftsausstellung BELAGRO 2007 in Minsk
Amazone ZG-B gezogener Duengerstreuer.jpg
(c) Amazone GmbH & Co. KG, CC BY-SA 3.0
Claas-Traktor mit gezogenem Großflächen-Düngerstreuer Amazone ZG-B Ultra Hydro mit bis zu 8.200 Litern Behältervolumen und Streubreiten bis zu 52 m
Amazone AD-P 303.jpg
Autor/Urheber: werktuigendagen, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Aufbau-Sämaschine AD-P 303 Special von Amazone hinter einem Claas-Traktor, dahinter eine Kompaktscheibenegge Catros 7501-T von Amazone im Transportzustand
Amazone ZA-M 1001.jpg
(c) Amazone GmbH & Co. KG, CC BY-SA 3.0
Amazone Anbau-Düngerstreuer ZA-M 1001 im Einsatz, ausgerüstet mit Safety-Set, Streubreiten bis 52 m
Amazone Hauptsitz Hasbergen-Gaste.jpg
(c) Amazone GmbH & Co. KG, CC BY-SA 3.0
Das Amazone-Stammwerk in Hasbergen-Gaste bei Osnabrück, Deutschland
Amazonen-Werke logo.svg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: Logo

Logo

Amazone Profihopper.jpg
(c) Amazone GmbH & Co. KG, CC BY-SA 3.0
Kommunaltechnik von Amazone: Der selbstfahrende Mäher und Vertikutierer Profihopper im Einsatz.
Pantera 4502 dx ef 1891 amazone.jpg
Autor/Urheber: CarwoAMA, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Selbstfahrende Pflanzenschutzspritze Pantera 4502