Albrecht Schöne

Albrecht Schöne, 2014 mit dem Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste

Albrecht Schöne (* 17. Juli 1925 in Barby an der Elbe) ist ein deutscher Germanist.

Leben

Albrecht Schöne legte nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft das Abitur 1946 am Gymnasium in Bünde ab. Nach dem Studium von Germanistik, Geschichte, Psychiatrie und Theologie in Freiburg, Basel, Göttingen und Münster wurde er 1952 mit einer maschinenschriftlich vorliegenden Dissertation „Interpretationen zur dichterischen Gestaltung des Wahnsinns in der deutschen Literatur“ in Münster promoviert. 1957 habilitierte er sich an der Georg-August-Universität in Göttingen mit einer Arbeit zum Thema: „Säkularisation als sprachbildende Kraft. Studien zur Dichtung deutscher Pfarrersöhne“. Von 1958 bis 1960 hat er als außerordentlicher Professor an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster gelehrt, dann von 1960 bis zur Emeritierung 1990 als ordentlicher Professor für Deutsche Philologie (Neuere Deutsche Literatur) in Göttingen. – Als erster Deutscher nach dem Krieg war er von 1980 bis 1985 Präsident der Internationalen Vereinigung für Germanische Sprach- und Literaturwissenschaft (IVG) und leitete im August 1985 deren VII. Kongress in Göttingen.

Außer Arbeiten über die deutsche Literatur der Gegenwart hat Schöne vor allem Forschungsbeiträge zur Literatur des Barockzeitalters (Emblematik), zur Aufklärung (Georg Christoph Lichtenberg) und zu Goethe veröffentlicht. Weit verbreitet ist insbesondere seine erstmals 1994 erschienene Neuedition und Kommentierung der ‚Faust‘-Dichtungen.

Ende 2017 berichtete Schöne über massive Anfeindungen, denen er seit 1968 von linksextremen Studenten ausgesetzt war. Gruppen von bis zu 700 Personen hätten mehrfach seine Vorlesungen gestört, teilweise sei ihm auch das Manuskript entrissen worden. 1977 habe er telefonische Morddrohungen erhalten, die Anrufer hätten auf das Schicksal von Siegfried Buback verwiesen.[1] Auch in seinen 2020 erschienenen Memoiren behandelt er dieses Thema, ebenso wie den Umgang der deutschen Germanistik mit ihrer Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus.[2]

Ehrungen

Werke (Auswahl)

Monographien

  • Säkularisation als sprachbildende Kraft. Studien zur Dichtung deutscher Pfarrersöhne. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1958, ISBN 3-406-05878-7 (2. Aufl. 1968).
  • Emblematik und Drama im Zeitalter des Barock. Verlag C. H. Beck, München 1964 (3. Aufl. 1993), ISBN 978-3-406-37113-4.
  • Kürbishütte und Königsberg. Modellversuch einer sozialgeschichtlichen Entzifferung poetischer Texte. Am Beispiel Simon Dach. Verlag C. H. Beck, München 1975, ISBN 3-406-05878-7 (2. Aufl. 1982).
  • „Regenbogen auf schwarzgrauem Grunde“ – Goethes Dornburger Brief an Zelter zum Tod seines Großherzogs. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1979 (= Göttinger Universitätsreden. Heft 65).
  • Aufklärung aus dem Geist der Experimentalphysik. Lichtenbergsche Konjunktive. Verlag C. H. Beck, München 1982, ISBN 3-406-09087-7 (3. Aufl. 1993).
  • Götterzeichen, Liebeszauber, Satanskult. Neue Einblicke in alte Goethetexte. Verlag C. H. Beck, München 1982 (3. Aufl. 1993, ISBN 3-406-37331-3).
  • Göttinger Bücherverbrennung 1933. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1983 (= Göttinger Universitätsreden. Heft 70).
  • Goethes Farbentheologie. Verlag C. H. Beck, München 1987, ISBN 3-406-32361-8.
  • Schillers Schädel. Verlag C. H. Beck, München 2002 (3. Aufl. 2005), ISBN 3-406-52855-4.
  • Vom Betreten des Rasens. Siebzehn Reden über Literatur. (Hrsg. von Ulrich Joost, Jürgen Stenzel, Ernst-Peter Wieckenberg). Verlag C. H. Beck, München 2005 (2. Aufl. 2006), ISBN 3-406-52889-9.
  • Der Briefschreiber Goethe. Verlag C. H. Beck, München (1. bis 3. Aufl.) 2015, ISBN 978-3-406-67603-1; 1. durchgesehene Aufl., C. H. Beck Paperback, München 2019, ISBN 978-3-406-73967-5
  • Keine Gesänge aus dem Elfenbeinturm. Sechs Kleinigkeiten, eine Reverenz und das Schriftenverzeichnis. (Hrsg. von Ulrich Joost, Thedel v. Wallmoden). Wallstein Verlag, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8353-1806-9.

Editionen

  • Das Zeitalter des Barock. Texte und Zeugnisse (= Die deutsche Literatur. Band 3). Verlag C. H. Beck, München 1963 (3. Aufl. 1988, ISBN 3-406-33418-0).
  • Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVII. Jahrhunderts. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart 1967 (erg. Neuausg. 1976, Sonderausg. 1978, Taschenausg. 1996), Sonderausgabe (2013), ISBN 978-3-476-02537-1, Supplement der Erstausgabe (1990), ISBN 978-3-476-00326-3 (Hrsg. zusammen mit Arthur Henkel)
  • Georg Christoph Lichtenberg: Briefwechsel. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Band 1–4, Verlag C. H. Beck, München 1983–1992, ISBN 978-3-406-53155-2 (Hrsg. zusammen mit Ulrich Joost).
  • Johann Wolfgang Goethe: Faust. Texte und Kommentare (= Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche, 1. Abt. Band 7/1 und 7/2; = Bibliothek deutscher Klassiker. Band 114). Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1994, ISBN 3-618-60270-7 (diverse überarb. und erg. Neuaufl.; zuletzt als Taschenbücher: Neunte, revidierte und aktualisierte Auflage 2019: Deutscher Klassiker Verlag, Berlin, ISBN 978-3-618-68052-9).

Autobiographisches

  • Erinnerungen. Wallstein Verlag, 1.–3. Aufl. Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3811-1.

Bibliographie

  • Ulrich Joost: Verzeichnis der Schriften von Albrecht Schöne. In: Albrecht Schöne: Keine Gesänge aus dem Elfenbeinturm. Sechs Kleinigkeiten, eine Reverenz und das Schriftenverzeichnis. Herausgegeben von Ulrich Joost und Thedel v. Wallmoden, Wallstein Verlag, Göttingen 2015, S. 49–86.

Weblinks

Commons: Albrecht Schöne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrich Schubert: Die finstere Seite der 68er-Revolte in Göttingen. In: Göttinger Tageblatt, 14. November 2017; Patrick Bahners: Kampf um 1968. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. November 2017.
  2. Maximilian Mengeringhaus: Narben des Jahrhunderts. In: Der Tagesspiegel, 17 Juli 2020. Thorsten Paprotny: Der Germanist und seine Zeit. In: literaturkritik.de, 1. Oktober 2020. Gustav Seibt: Da kam das Vergangene über mich. In: Süddeutsche Zeitung, 5. Juli 2020.

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Öffentliche Sitzung der Mitglieder des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste 2014 im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin