Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt

Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt
(ASSfUM)
RechtsformStiftung
Gründung2000 in München
GründerWolfgang Schindler
SitzBerlin
MottoMitgefühl leben[1]
ZweckTierschutz, Tierrechte
VorsitzMahi Klosterhalfen (Geschäftsführender Vorstand),
Rolf Hohensee (Vorstand),
Hans-Georg Kluge (Vorstand)
Umsatz2.553.634 Euro (2019)
Stiftungskapital240.000 Euro (2019)
Beschäftigte41 (2019)
Websitealbert-schweitzer-stiftung.de

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt ist eine deutschlandweit tätige Tierschutz- und Tierrechtsorganisation, die sich insbesondere für die Abschaffung der Massentierhaltung und die Verbreitung der veganen Lebensweise einsetzt.[2]

Organisation

Bei der Organisation handelt es sich um eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts, die im Jahr 2000 durch den Rechtsanwalt Wolfgang Schindler in München gegründet wurde. Rhena Schweitzer-Miller, die Tochter Albert Schweitzers, autorisierte die Benennung der Stiftung nach ihrem Vater. Die Stiftung ist gemeinnützig und finanziert sich seit dem Tod ihres Gründers im Jahr 2013 zu mehr als 99,5 % über Spenden.[3]

Der Sitz der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt befindet sich heute in Berlin. Seit 2017 gibt es eine Tochterstiftung in Warschau, die Fundacja Alberta Schweitzera.[4]

Das Leitungsorgan ist der Vorstand, dem Mahi Klosterhalfen, Rolf Hohensee und Hans-Georg Kluge angehören. Das Amt der Geschäftsführung hat Mahi Klosterhalfen inne. Bis 2013 war der Philosoph Peter Sloterdijk Schirmherr der Stiftung.

Leitbild und Strategie

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt orientiert sich an der Maxime Albert Schweitzers: “Ehrfurcht vor dem Leben”. Ihr Engagement konzentriert sich auf landwirtschaftlich genutzte Tiere wie Schweine, Rinder und Hühner. Sie argumentiert, dass die Nahrungsmittelproduktion mit Tieren der Bereich ist, in dem Menschen weltweit am meisten Leid und Tod verursachen.[5] Das langfristige Ziel der Stiftung ist daher die Abschaffung der Massentierhaltung und eine größtmögliche Verbreitung der veganen Lebensweise. Kurz- und mittelfristig setzt sie sich auch für verbesserte Haltungsbedingungen und einen verringerten Konsum von Tierprodukten ein. Ihre Arbeit gliedert sich in vier Strategiesäulen, bzw. Bereiche: Unternehmen, Verbraucher, Recht und Politik.[6]

Unternehmensarbeit

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt steht im Dialog mit Unternehmen, z. B. aus der Lebensmittelwirtschaft oder dem Lebensmitteleinzelhandel, um höhere Tierschutzvorgaben zu bewirken, Tierprodukte zu reduzieren oder das vegane Angebot zu stärken. Die Stiftung führt jedoch auch öffentliche Kampagnen gegen Unternehmen, die nicht dialogbereit sind, insbesondere im Rahmen ihrer Käfigfrei- und Masthuhn-Arbeit.[7]

Käfigfrei-Initiative

Mit der Initiative Deutschland wird käfigfrei! verfolgt die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt das Ziel, die Käfighaltung von Hennen in der Eierproduktion zu beenden. Dafür arbeitet sie mit verschiedenen Partnerorganisationen im Rahmen der Open Wing Alliance zusammen.[8] Zwar ist Käfighaltung von Hennen in Deutschland ab 2025 (in Härtefällen ab 2028) verboten – in vielen anderen Ländern jedoch noch nicht. Eier aus solchen Haltungsformen gelangen in verarbeiteter Form auch in den deutschen Handel.[9] Auf ihrer Webseite veröffentlicht die Stiftung Listen, die zeigen, welche Unternehmen auf die Verwendung von Käfigeiern verzichten und welche nicht.[10]

Europäische Masthuhn-Initiative

Gemeinsam mit 29 Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen der Open Wing Alliance hat die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt die Europäische Masthuhn-Initiative ins Leben gerufen, um die größten Missstände in der Hühnermast anzugehen.[11] Die NGOs überzeugen Unternehmen aus der Lebensmittelbranche, einen neuen Mindeststandard für die Haltung von Hühnern in der Mast anzuwenden. Dieser liegt über den gesetzlichen Vorgaben und beinhaltet Vorgaben gegen Qualzucht, zur Ausgestaltung der Ställe und zum Ablauf der Betäubung vor der Schlachtung.[12] Zur Europäischen Masthuhn-Initiative veröffentlicht die Stiftung ebenfalls Listen mit den beigetretenen Unternehmen auf ihrer Website. Weltweit sind bereits hunderte Unternehmen der Europäischen Masthuhn-Initiative und den ihr verwandten Initiativen European Chicken Commitment und Better Chicken Commitment beigetreten.[13]

Lebensmittel-Fortschritt und Evaluationen

Mit der Webseite lebensmittel-fortschritt.de richtet sich die Albert Schweitzer für unsere Mitwelt direkt an Unternehmen und informiert über Entwicklungen im Tierschutz und im Bereich des veganen Angebots.[14] Regelmäßig evaluiert sie zudem die Tierschutzstandards des Lebensmitteleinzelhandels und das vegane Angebot verschiedener Branchen, z. B. Bäckereien, Pizzaketten oder Supermärkte.[15]

Verbraucherarbeit

Für Verbraucher bietet die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt unter dem Namen Vegan Taste Week seit 2014 einen kostenlosen E-Mail-Newsletter und eine Website, die Tipps und Rezepte für eine pflanzliche Ernährung bieten. Dazu gehört auch eine Facebook-Gruppe (Vegan-Tipps für alle) mit mehreren Tausend Mitgliedern.[16]

Insbesondere jährlich zum Weltvegantag am 1. November aber auch darüber hinaus arbeitet die Stiftung mit deutschen Studierendenwerken zusammen, um deren veganes Angebot in den Mensen zu fördern.[17]

In rund 30 Städten gibt es regionale Aktionsgruppen von Ehrenamtlichen, die sich Namen der Stiftung bei Infoständen, Straßenaktionen usw. engagieren.[18]

Die Stiftung ist auch Mitgründerin und -veranstalterin des seit 2007 jährlich stattfindenden Veganen Sommerfests Berlin.[19]

Die Selbst-Wenn-Broschüre ist die wichtigste Print-Publikation der Stiftung. Es werden darin Auswirkungen der Massentierhaltung erläutert und Hintergrundinformationen zur veganen Lebensweise geliefert. Sie wurde nach Angaben der Stiftung bisher zwei Millionen Mal gedruckt (Stand: Frühjahr 2017).[20]

Recht und Politik

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt führt und unterstützt Klagen, die zentrale Tierschutzfragen verhandeln, z. B. in Bezug auf die Haltungsbedingungen von Puten, das Filmen in Ställen oder das Kükentöten.[21] Zudem setzt sie sich für das Verbandsklagerecht für Tierschutzorganisationen ein.[22]

Politisch ist die Stiftung im von ihr mitbegründeten Bündnis für Tierschutzpolitik aktiv und meldet sich regelmäßig zu aktuellen Themen zu Wort, z. B. zu Kastenständen oder Tiertransporten.[23]

Sonstige Aktivitäten

Seit dessen Gründung ist die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt im Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau aktiv.[24]

Die Stiftung ist Mitglied der Initiative Transparente Zivilgesellschaft und fertigt ihre Jahresberichte seit 2012 nach den Vorgaben des Social Reporting Standards an.[25]

Im Januar 2017 hat die Stiftung eine Studie zur ernährungsphysiologischen Bewertung von Fleisch- und Wurstalternativen veröffentlicht. Durchgeführt wurde die Untersuchung durch das Institut für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE).[26]

Erfolge und Auszeichnungen

Zu ihren Erfolgen zählt die Stiftung u. A. die Durchsetzung des Verbots von herkömmlichen Legebatterien vor dem Bundesverfassungsgericht durch Wolfgang Schindler[27], den Stopp des Handels mit Stopfleber und Hummern, die Verbesserung der Lebensbedingungen von Legehennenküken um Federpicken zu verhindern und dass zahlreiche Unternehmen ihre Tierschutzstandards für Masthühner angehoben oder die Nutzung von Eiern aus Käfighaltung beendet haben.[28]

Seit 2014 führt die Organisation Animal Charity Evaluators die Stiftung in ihrer Liste der empfehlenswertesten Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen der Welt.[29]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mitgefühl leben - Aktiv werden. Abgerufen am 24. Juni 2021.
  2. Die Stiftung, Stiftungsverzeichnis
  3. Finanzen & Rechnungslegung. Abgerufen am 6. Juli 2021.
  4. Willkommen: Fundacja Alberta Schweitzera. Abgerufen am 6. Juli 2021.
  5. Leitbild. Abgerufen am 21. Juni 2021.
  6. Vision & Strategie. Abgerufen am 21. Juni 2021.
  7. Vision & Strategie. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  8. Weltweiter Verzicht auf Käfigeier. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  9. Eier aus Käfighaltung - versteckt in Lebensmitteln. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  10. Käfigfrei-Initiative. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  11. Erfolg: Aldi schließt sich Masthuhn-Initiative an. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  12. 5 Supermärkte gehen voran. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  13. Major companies around the world are changing the way chickens are treated. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  14. Über uns. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  15. Suchergebnisse zu: ranking. Abgerufen am 22. Juni 2021.
  16. Vegan-Tipps für alle. Abgerufen am 26. Juni 2021.
  17. Weltvegantag in der Mensa. Abgerufen am 26. Juni 2021.
  18. Aktiv werden für Tiere. Abgerufen am 26. Juni 2021.
  19. Veganes Sommerfest Berlin - Über uns. Abgerufen am 26. Juni 2021.
  20. Broschüre »Selbst wenn Sie Fleisch mögen …« Abgerufen am 26. Juni 2021.
  21. Unsere Tierschutzklagen. Abgerufen am 26. Juni 2021.
  22. Berlin führt Tierschutz-Verbandsklagerecht ein. Abgerufen am 26. Juni 2021.
  23. Bündnis für Tierschutzpolitik. Abgerufen am 26. Juni 2021.
  24. Vegane Landwirtschaft als Standard anerkannt. Abgerufen am 6. Juli 2021.
  25. Transparencey International Unterzeichner. Abgerufen am 6. Juli 2021.
  26. Studie Fleischalternativen im Test. Abgerufen am 6. Juli 2021.
  27. “Ich möchte das Ende der Massentierhaltung miterleben!” Abgerufen am 28. Juni 2021.
  28. Erfolge. Abgerufen am 28. Juni 2021.
  29. ANNOUNCING OUR 2020 CHARITY RECOMMENDATIONS. In: animalcharityevaluators.org. 24. November 2020, abgerufen am 28. Juni 2021 (englisch).