18. Armee (Wehrmacht)

18. Armee

Aktiv4. November 1939 bis 8. Mai 1945
StaatDeutsches Reich NS Deutsches Reich
StreitkräfteWehrmacht
TeilstreitkraftHeer
TypArmee
Führung
Letzter KommandeurEhrenfried Boege

Die 18. Armee / Armeeoberkommando 18 (AOK 18) war eine Kommandobehörde des Heeres der Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges. Sie war Oberkommando jeweils wechselnder Armeekorps sowie zahlreicher Spezialtruppen.

Geschichte

Die 18. Armee wurde am 4. November 1939 im Wehrkreis VI aufgestellt.

Sie stieß während des Westfeldzugs (Mai 1940) durch die Niederlande und Belgien nach Nordfrankreich vor, wurde ab Juli 1940 nach Ostpreußen verlegt und nahm ab 22. Juni 1941 am Russlandfeldzug teil, wo sie zusammen mit der 16. Armee den Kern der Heeresgruppe Nord bildete.

Im September 1941 eröffnete sie zusammen mit der Panzergruppe 4 den Angriff auf Leningrad. Nach geringem Geländegewinn wurde die Leningrader Blockade begonnen, während der bis zum Januar 1944 etwa eine Million Zivilisten verhungerten. Östlich davon spielten sich 1942–1944 die Hauptkämpfe an der Wolchow-Front ab.

In der Operation Iskra (Januar 1943) wurde durch die Sowjets an der Südküste des Ladoga-See ein 8 bis 11 Kilometer breiter Korridor freigekämpft, über den die direkte Landverbindung die Versorgung von Leningrad wieder gewährleistet werden konnte. Am 18. Januar wurde die Stadt Schlüsselburg von der Roten Armee zurückerobert und am 22. Januar 1943 begann die sowjetische Seite mit der Wiederherstellung der Bahnlinie nach Leningrad.

Im Januar 1944 wurde die Belagerung von Leningrad während der Leningrad-Nowgoroder Operation durch eine neue sowjetische Großoffensive aufgehoben. Am 12. Januar griff im Süden die 2. Baltische Front gegen die 16. Armee auf Nowosokolniki an, zwei Tage später begann die Offensive der über See herangeführten 2. Stoßarmee aus dem Brückenkopf von Oranienbaum. Am 15. Januar trat auch die 42. und 67. Armee der Leningrader Front an. Am 17. Januar wurde die erste deutsche Verteidigungslinie durchbrochen und am 19. Januar Nowgorod durch die sowjetische 59. Armee befreit. Der Durchbruch der 2. Stoßarmee aus dem Kessel von Oranienbaum in Richtung auf Krasnoje Selo bedrohte die rückwärtigen Verbindungen der 18. Armee. Ende Januar bis Mitte Februar musste sich die 18. Armee über den Luga- und Pljussa-Abschnitt auf die Landenge bei Narwa sowie südlich des Peipussee auf die Linie PskowOstrow zurückziehen.

Die 18. Armee, welche sich im Frühjahr 1944 zeitweilig noch an der Landenge von Narwa halten konnte, wurde bis Herbst 1944 schrittweise auf Kurland zurückgedrängt, wo sie im Rahmen der Heeresgruppe Kurland am 8. Mai 1945 kapitulierte.

Oberbefehlshaber

vonbisDienstgradName
5. November 193916. Januar 1942GeneraloberstGeorg von Küchler
16. Januar 194229. März 1944GeneraloberstGeorg Lindemann
29. März 19442. September 1944General der ArtillerieHerbert Loch
5. September 19448. Mai 1945General der InfanterieEhrenfried Boege

Unterstellung

vonbisHeeresgruppeEinsatzraum
Dezember 1939Juni 1940Heeresgruppe BWestfront
Juni 1940September 1940OKHWestfront
September 1940Mai 1941Heeresgruppe BWestfront
Mai 1941Juni 1941Heeresgruppe COstpreußen
Juni 1941Januar 1945Heeresgruppe NordOstfront
Januar 1945Mai 1945Heeresgruppe KurlandKurland

Grund- und Gefechtsgliederung

DatumKorpsDivision/Verband
Armee-EinheitenArmee-Nachrichten-Regiment 520
Kommandeur der Armee-Nachschubtruppen 516
Höherer Artilleriekommandeur 303
10. Mai 1940XXVI. Armee-Korps254. Infanterie-Division
256. Infanterie-Division
X. Armee-KorpsLeibstandarte SS Adolf Hitler
1. Kavallerie-Division
207. Infanterie-Division
227. Infanterie-Division
direkt unterstelltSS-Verfügungsdivision
9. Panzer-Division
208. Infanterie-Division
225. Infanterie-Division
Juli 1941direkt unterstellt291. Infanterie-Division
269. Infanterie-Division
XXXVIII. Armee-Korps58. Infanterie-Division
254. Infanterie-Division
XXVI. Armee-Korps61. Infanterie-Division
217. Infanterie-Division
I. Armee-Korps11. Infanterie-Division
1. Infanterie-Division
21. Infanterie-Division
3. September 1941direkt unterstellt254. Infanterie-Division
XXXVIII. Armee-Korps58. Infanterie-Division
1. Infanterie-Division
XXVI. Armee-Korps291. Infanterie-Division
93. Infanterie-Division
XXXXII. Armee-Korps61. Infanterie-Division
217. Infanterie-Division
Gruppe Friedrich
15. Juli 1944XXVIII. Armee-KorpsFeld-Division 12 (L)
Kampfgruppe Höfer
21. Infanterie-Division
30. Infanterie-Division
XXXVIII. Armee-Korps121. Infanterie-Division
32. Infanterie-Division
83. Infanterie-Division
Feld-Division 21 (L)
L. Armee-Korps15. Waffen-Grenadier-Division der SS (lettische Nr. 1)
19. Waffen-Grenadier-Division der SS (lettische Nr. 2)
93. Infanterie-Division
126. Infanterie-Division
218. Infanterie-Division
Kampfgruppe Streckenbach
direkt unterstelltVI. SS-Korps (Stab)
207. Sicherungs-Division
300. Division z. b. V. (Estnische Grenztruppen)
Oktober 1944I. Armee-Korps11. Infanterie-Division
126. Infanterie-Division
X. Armee-Korps14. Panzer-Division
30. Infanterie-Division
XXXIX. Panzer-Korps4. Panzer-Division
12. Panzer-Division
61. Infanterie-Division
225. Infanterie-Division
Armee-Abteilung GrasserFeld-Division 21 (L)
32. Infanterie-Division
81. Infanterie-Division
121. Infanterie-Division
122. Infanterie-Division
201. Sicherungs-Division
329. Infanterie-Division
Dezember 1944I. Armee-Korps30. Infanterie-Division
87. Infanterie-Division
126. Infanterie-Division
II. Armee-Korps4. Panzer-Division
14. Panzer-Division
31. Infanterie-Division
32. Infanterie-Division
X. Armee-Korps11. Infanterie-Division
121. Infanterie-Division
263. Infanterie-Division
III. SS-Panzer-Korps11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“
4. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade „Nederland“
Korpsgruppe Thomaschki83. Infanterie-Division
132. Infanterie-Division
225. Infanterie-Division
563. Volksgrenadier-Division
Direkt unterstellt:52. Infanterie-Division
300. Infanterie-Division
März 1945I. Armee-Korps132. Infanterie-Division
218. Infanterie-Division
II. Armee-Korps263. Infanterie-Division
290. Infanterie-Division
563. Volksgrenadier-Division
X. Armee-KorpsFeld-Division 21 (L)
30. Infanterie-Division
87. Infanterie-Division
126. Infanterie-Division
L. Armee-Korps11. Infanterie-Division
205. Infanterie-Division
225. Infanterie-Division
Direkt unterstellt:Festungskommandantur Libau
Festungs-Stab 52
12. Panzer-Division
14. Panzer-Division
Kampfgruppe 121. Infanterie-Division
12. April 1945I. Armee-Korps225. Infanterie-Division
300. Infanterie-Division
II. Armee-Korps87. Infanterie-Division
126. Infanterie-Division
263. Infanterie-Division
563. Volksgrenadier-Division
X. Armee-Korps30. Infanterie-Division
121. Infanterie-Division
Kampfgruppe Gise
L. Armee-Korps11. Infanterie-Division
290. Infanterie-Division
direkt unterstellt:52. Sicherungs-Division
14. Panzer-Division
8. Mai 1945I. Armee-Korps87. Infanterie-Division
225. Infanterie-Division
II. Armee-Korps263. Infanterie-Division
563. Volksgrenadier-Division
X. Armee-Korps30. Infanterie-Division
126. Infanterie-Division
132. Infanterie-Division
Kampfgruppe Gise
Direkt unterstellt:12. Panzer-Division
In Libau bei der Verladung11. Infanterie-Division
14. Panzer-Division

Gliederung am 22. Juni 1941

  • Oberbefehlshaber: Generaloberst Georg von Küchler
  • Chef des Generalstabes: Oberst i. G. Wilhelm Hasse
  • 1. Generalstabsoffizier: Oberstleutnant i. G. Mauritz Freiherr von Strachwitz

I. Armeekorps

  • Kommandierender General: General der Infanterie Kuno-Hans von Both
  • Chef des Generalstabes: Oberst i. G. Otto von Kries
  • 1. Generalstabsoffizier: Major i. G. Helmut Weber
EinheitAusrüstung
1. Infanterie-Division324 Schützen-Gruppen (mit MG), 73 Kradschützen-Gruppen (ohne MG), 12 Radfahr-Gruppen (ohne MG), 24 Kavallerie-Gruppen (ohne MG), 36 Pionier-Gruppen (mit MG), 9 leichte Pionier-Gruppen (ohne MG), 84 5cm Granatwerfer, 54 8,1cm Granatwerfer, 112 schwere MGs (Dreibein), 81 separate leichte MGs (Zweibein), 90 Panzerbüchsen, 1.200 Pferdegespanne, 487 LKWs, 234 PKWs, 12 leichte Halbkettenfahrzeuge, 2 mittlere Halbkettenfahrzeuge, 2 Sd.Kfz. 221, 20 7,5cm Infanteriegeschütze, 6 15cm Infanteriegeschütze, 66 3,7cm Panzerabwehrkanonen, 6 5cm Panzerabwehrkanonen, 36 10,5cm Haubitzen, 9 15cm Haubitzen
11. Infanterie-DivisionIdentisch mit der 1. Infanterie-Division
21. Infanterie-Division324 Schützen-Gruppen (mit MG), 76 Kradschützen-Gruppen (ohne MG), 24 Radfahr-Gruppen (ohne MG), 9 Kavallerie-Gruppen (ohne MG), 36 Pionier-Gruppen (mit MG), 9 leichte Pionier-Gruppen (ohne MG), 87 5cm Granatwerfer, 54 8,1cm Granatwerfer, 112 schwere MGs (Dreibein), 81 separate leichte MGs (Zweibein), 90 Panzerbüchsen, 1.195 Pferdegespanne, 506 LKWs, 231 PKWs, 12 leichte Halbkettenfahrzeuge, 2 mittlere Halbkettenfahrzeuge, 20 7,5cm Infanteriegeschütze, 6 15cm Infanteriegeschütze, 66 3,7cm Panzerabwehrkanonen, 6 5cm Panzerabwehrkanonen, 36 10,5cm Haubitzen, 9 15cm Haubitzen
Stab, Artillerie-Kommandeur 123 (mot.)2 leichte Schützen-Gruppen (ohne MG), 1 Kradschützen-Gruppe (ohne MG), 3 LKWs, 6 PKWs
Beobachtungs-Abteilung 4 (mot.)7 leichte Schützen-Gruppen (ohne MG), 4 Kradschützen-Gruppen (ohne MG), 59 LKWs, 69 PKWs
Beobachtungs-Abteilung 26 (mot.)Identisch mit Beobachtungs-Abteilung 4 (mot.)
Stab, Artillerie-Regiment 110 (mot.) z.b.V.3 leichte Schützen-Gruppen (ohne MG), 5 LKWs, 14 PKWs
Stab, Artillerie-Regiment 609 (mot.) z.b.V.Identisch mit Stab, Artillerie-Regiment 110 (mot.) z.b.V.

Gefechtskalender

vonbisAuftrag
5. November 19399. Mai 1940Sicherung der Westgrenze
10. Mai 194014. Mai 1940Angriff auf Holland: Angriff auf IJssel und Grebbe
10. Mai 194014. Mai 1940Überwinden von Maas und Peel und Durchbruch zur Küste
10. Mai 194015. Mai 1940Angriff auf die Südgrenze Hollands
15. Mai 194030. Mai 1940Sicherung Nordhollands
16. Mai 194018. Mai 1940Walcheren
15. Mai 194020. Mai 1940Angriff auf die Festung Antwerpen und Überwindung der Schelde
21. Mai 194027. Mai 1940Angriff in Flandern und Durchbruch auf Gent
28. Mai 19404. Juni 1940Angriff über den Neuzen-Gent-Kanal und die Lys
28. Mai 19406. Juni 1940Angriff auf Dünkirchen
11. Juni 194013. Juni 1940Angriff auf Paris
12. Juni 194013. Juni 1940Überwinden der Seine
14. Juni 194018. Juni 1940Verfolgungsgefechte an der Loire
17. Juni 194020. Juni 1940Überwindung der Loire
21. Juli 194021. Juni 1941Sicherung in Südwestfrankreich, Verlegung nach Osten
22. Juni 194125. Juni 1941Durchbruch durch die Grenzsicherungen
22. Juni 194126. Juni 1941Vormarsch an der Memel und Einnahme von Kowno
24. Juni 194129. Juni 1941Einnahme von Libau
27. Juni 19417. Juli 1941Gefechte in Litauen und Lettland
27. Juni 194112. Juli 1941Vorstoß entlang der Düna
4. Juli 194113. Juli 1941Vorstoß in den Westen Estlands
11. Juli 19414. August 1941Vormarsch und Schlacht von Dorpat
5. August 194119. August 1941Durchbruch bei Wesenburg und Vormarsch auf Narwa
20. August 194128. August 1941Kämpfe um Reval
7. August 19417. August 1941Erster Vorstoß über die frühere sowjetische Grenze
13. August 194118. August 1941Erreichen des Ostufers der Peipus-Sees und der Narwa
18. August 194128. August 1941Durchbrechen der sowjetischen Stellungen an der Luga
25. August 194125. September 1941Vormarsch auf Newa und Ladoga-See
29. August 194125. September 1941Durchbrechen des sowjetischen Befestigungsgürtels um Leningrad
17. September 194125. September 1941Erreichen von Peterhof
9. September 194110. Oktober 1941Einnahme der baltischen Inseln Hobulaid, Worms, Kessu
11. September 194115. Oktober 1941Einnahme der Insel Moon
16. September 194110. Oktober 1941Einnahme der Insel Oesel
8. September 194115. Oktober 1941Einnahme der baltischen Inseln
26. September 194130. September 1942Stellungskämpfe bei Leningrad und Oranienbaum
13. Januar 194221. Mai 1942Verteidigungsgefechte bei der sowjetischen Gegenoffensive am Wolchow
22. Mai 194227. Juni 1942Kapitulation der sowjetischen Truppen im Wolchow-Kessel
27. August 19423. September 1942Erste Ladoga-Schlacht
1. Dezember 194231. März 1943Zweite Ladoga-Schlacht
15. März 194326. März 1943Verteidigungskämpfe bei Nowgorod
22. Juli 194324. September 1943Dritte Ladoga-Schlacht
14. Januar 19441. März 1944Verteidigungskämpfe zwischen Nowgorod und Leningrad
2. Februar 194423. April 1944Verteidigungskämpfe entlang der Narwa
24. April 194413. Juli 1944Abwehrkämpfe im Rahmen der Heeresgruppe Nord
14. Juli 19446. Oktober 1944Abwehrkämpfe und Rückzug ins Baltikum, Kämpfe am Peipus-See an der Linie Dorpat-Verro
10. Juli 194419. Oktober 1944Ausweichen auf eine Verteidigungslinie im südlichen Kurland
27. Oktober 194430. März 1945Erste bis Sechste Kurland-Schlacht
4. Januar 19458. Mai 1945Stellungskämpfe in Kurland, Kapitulation

Siehe auch

  • Schematische Kriegsgliederung der Wehrmacht für das Unternehmen Barbarossa#18. Armee
  • Schematische Kriegsgliederung der Wehrmacht für den Westfeldzug#18. Armee

Literatur

  • C. Freiherr von Bönninghausen: Kampf und Ende rheinisch-westfälischer Infanteriedivisionen 1941–1945, Coesfeld o. J. (Selbstverlag).
  • Werner Haupt: Kurland 1944/45 – die vergessene Heeresgruppe. Friedberg 1979.
  • Franz Kurowski (2000): Todeskessel Kurland. Podzun-Pallas Verlag, Wölfersheim-Berstadt. ISBN 3-7909-0716-2.
  • Werner Haupt: Leningrad, Wolchow, Kurland. 1976.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 4: Die Landstreitkräfte 15–30. Biblio-Verlag, Osnabrück 1976, ISBN 3-7648-1083-1.
  • Werner Haupt: Heeresgruppe Nord. Bad Nauheim 1967.

Weblinks

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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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