Martin-Luther-Kirche (Moordorf)

Martin-Luther-Kirche

Die evangelisch-lutherische Martin-Luther-Kirche in Moordorf, einem Ortsteil der Gemeinde Südbrookmerland im zentralen Ostfriesland wurde Ende des 19. Jahrhunderts im neuromanischen Stil erbaut.

Geschichte

Die Moordorfer Kirche vor 1908 – noch ohne Turm
Inneneinrichtung

Die Moorkolonie Moordorf entstand infolge des Urbarmachungsedikts König Friedrich II., in dessen Herrschaft Ostfriesland 1744 übergegangen war. Im Jahre 1767 ließen sich die ersten Siedler in dem Ort nieder. Sie waren der Kirchengemeinde Victorbur angegliedert, was dort auf erheblichen Widerspruch traf.[1] Die Einwohner von Moordorf galten als arm und die Victorburer fürchteten einen Kollaps der Armenkasse, so dass sich die Beschwerden über diesen Zustand häuften.

Im Jahre 1776 wurde auf den Ländereien der neu eingerichteten Schule in Moordorf ein eigener Friedhof angelegt. Die Gemeinde Moordorf blieb Filiale der Victorburer Kirchengemeinde, bis das Landeskonsistorium sie im Jahre 1886 zu einer selbständigen evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde erklärte. Daraufhin begannen Planungen für den Bau einer Kirche, der durch ein großzügiges Gnadengeschenk des Kaisers in Höhe von 18.000 Mark gesichert war. Damit war fast die Hälfte der Baukosten abgedeckt.[2] Anschließend errichteten örtliche Handwerksbetriebe die Kirche nach einem Entwurf der preußischen Bauabteilung in Berlin. Am 19. November 1893 weihte die Gemeinde das Gotteshaus schließlich ein. Die Kirche hatte zunächst keinen Turm, sondern einen Dachreiter mit Glocke. Der Altar ist ein Geschenk der Grafen von Wedel aus Leer.[3]

An der Kirche befindet sich seit 1895 der neue Friedhof. Im Jahre 1908 wurde der Turm angebaut.

1978 bis 1980 erfolgte eine grundlegende Renovierung der Inneneinrichtung der Kirche. Dabei ließ die Gemeinde die bei früheren Renovierungen übermalte Ornamentik an den Innenwänden von Kirchenschiff und Chorraum sowie die Ausschmückung durch Spruchbänder in ursprünglicher Gestalt und Farbigkeit wiederherstellen. Außerdem wurden die im Laufe der Jahrzehnte mehrfach erfolgten Anstriche aller Holzteile, inzwischen stark nachgedunkelt, abgetragen und damit ein heller warmer Holzton gewonnen.[2] Im Zuge der Renovierung wurden alle Dächer neu mit Schiefer eingedeckt und die Fenster neu verglast. Erhalten blieben lediglich die drei bunten Fenster im Chorraum. An der Nordseite des Chores entstand ein neuer Sakristeiraum und der Ziegelfußboden wurde durch einen Holzfußboden ersetzt. Der Innenraum erhielt drei neue Leuchter, während die alten Kronleuchter auf der Orgelempore und im Kirchenvorraum angebracht wurden.[4] Im Jahr 2005 wurde ihr der Name Martin-Luther-Kirche verliehen.[3]

Die Kirchengemeinde hat 4.980 Mitglieder (Stand: 2011). Damit sind drei Viertel der Moordorfer evangelisch-lutherischer Konfession. Die Gemeinde ist in zwei Pfarrbezirke unterteilt, die jeweils mit einer vollen Pfarrstelle besetzt sind.[2]

Orgel

Orgel

Von der Orgel, die 1895 von Johann Diepenbrock aus Norden gebaut wurde, sind noch das Gehäuse und zwei von insgesamt sieben Registern original. Die Firma Alfred Führer renovierte 1976 das Instrument von Grund auf.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Martin-Luther-Kirche (Moordorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jürgen Hoogstraat: Victorbur, Gemeinde Südbrookmerland, Landkreis Aurich (PDF-Datei; 45 kB), gesehen 16. Mai 2011.
  2. a b c Kirchenkreis Aurich: Moordorf, eingesehen am 11. September 2010.
  3. a b Ingrid Hennings: Moordorf (PDF-Datei; 95 kB), gesehen 16. Mai 2011.
  4. Gemeinde Südbrookmerland: Kirchen, eingesehen am 1. Dezember 2012.

Koordinaten: 53° 28′ 41,2″ N, 7° 23′ 35,5″ O

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Kirche von Moordorf vor 1908 noch ohne Kirchturm
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Innenraum der Kirche in Moordorf, Ostfriesland
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Orgel der Kirche in Moordorf, Ostfriesland
Wappen Suedbrookmerland.png
Wappen der Gemeinde Südbrookmerland, Landkreis Aurich
„Das Wappen der Gemeinde Südbrookmerland zeigt in Rot einen goldenen, goldbezungten und goldbekrönten Adler mit geöffneten Flügeln und golden bekrönten Schwingenspitzen, wachsend aus einer goldenen Sonnenscheibe, die im Schildfuß von zehn goldenen Schindeln begleitet ist.“[1]

Dies ist die der Genehmigungsurkunde des Regierungspräsidenten in Aurich vom 30. April 1975 – Aktenzeichen: 106-2-V – entnommene amtliche Formulierung. Das Wappen symbolisiert die Geschichte des Raumes der jetzigen Gemeinde Südbrookmerland.

Der dreifach bekrönte Adler auf rotem Grunde war das Wappen der Häuptlinge tom Brook, welche im 14. und 15. Jahrhundert eine Burg in Oldeborg, einer früher selbstständigen Gemeinde und jetzigen Ortschaft der Gemeinde Südbrookmerland, als Herrschaftssitz bewohnten. Von dort aus haben sie ihre Herrschaft über einen großen Teil Ostfrieslands ausgedehnt und damit den Grundstein für die politische Einheit dieser Landschaft gelegt. Der letzte dieser Familie, Ocke II., verlor am 28. Oktober 1427 in der Schlacht auf den wilden Äckern (nördlich von Oldeborg) gegen seinen Widersacher Focko Ukena seine Herrschaft und seine Freiheit. Nachfolger waren wenig später die Cirksena aus Greetsiel, die im Jahre 1464 als Grafen vom Deutschen Kaiser mit ganz Ostfriesland belehnt worden sind. Die in der Gemeinde Südbrookmerland im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1972 aufgegangene alte Gemeinde Oldeborg hat diesen Adler in ihrem Gemeindewappen geführt.
Die runde Scheibe vor dem Adler erinnert an die goldene Sonnenscheibe von Moordorf, die im März des Jahres 1910 von Vitus Dirks beim Torfgraben gefunden und zunächst in ihrem Wert nicht erkannt worden ist. Der Finder gab sie seinen Kindern zum Spielen, ein Händler erwarb sie einige Jahre später als Altmaterial und verkaufte sie weiter. Erst im Jahre 1926 gelang es dem Landesmuseum in Hannover, die Scheibe zu erwerben, nachdem bereits die Gefahr bestand, dass sie ins Ausland verkauft werden würde.
Die Scheibe hat einen Durchmesser von 14,5 Zentimetern und ein Gewicht von 36,17 Gramm. In der Mitte besitzt sie einen ursprünglich vorgewölbten Buckel, an dessen Rand acht kleine nagelkopfartige Vorwölbungen bestehen. Es folgen nach außen eine aus Radiärstrahlen gebildeter Kreis, ein Kreis von abermals acht kleinen Buckeln, ein weiterer Strahlenkreis und schließlich ein Kreis, der mit 32 schraffierten Dreiecken gefüllt ist. Zwei einander gegenüber liegende Lappen lassen vermuten, dass die Scheibe ursprünglich auf einer Unterlage aufgeheftet war. Es besteht die überwiegende Auffassung, dass es sich um ein Symbol der Sonne handelt, die in der Vorzeit als Lebensspenderin verehrt wurde.
Die 10 umrahmenden Schindeln weisen darauf hin, dass die Gemeinde Südbrookmerland durch Gesetz des Niedersächsischen Landtages vom 23. Juni 1972 (Nieders. Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 317) aus zehn früher selbstständigen Gemeinden gebildet worden ist. Es waren dies die Gemeinden Bedekaspel, Forlitz-Blaukirchen, Moordorf, Moorhusen, Münkeboe, Oldeborg (diese bereits im Jahre 1938 durch Gemeindereform gebildet aus den Gemeinden Engerhafe, Fehnhusen, Oldeborg und Upende), Theene, Uthwerdum, Victorbur und Wiegboldsbur.Diese früheren Gemeinden haben, außer der Gemeinde Oldeborg, keine eigenen Wappen geführt.[1]