Jupp Gesing

Jupp Gesing (eigentlich Josef Gesing; * 14. Juli 1922[1] in Herne; † 11. April 1998 ebenda) war ein deutscher Glasmaler und Glaskünstler.

Leben

Bildfenster im Bahnhof Herne

Josef „Jupp“ Gesing besuchte von 1928 bis 1936 die Volksschule. Von 1935 bis 1936 war er Mitglied in der Hitlerjugend und von 1941 bis 1942 im Reichsarbeitsdienst.[2] Nach der Schule absolvierte er von 1936 bis 1941 eine Lehre als Werbegraphiker und Schaufenstergestalter bei der Firma Leitner&Co. / Firma Lewecke Herne mit dem Lehrabschluss 1939. Gleichzeitig besuchte er Abendkurse an der Kunstgewerbeschule Dortmund in den Fächern Freihandzeichnen, Modezeichnen und Schriftgestaltung. Gesing war dreieinhalb Jahre Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF).[3] Er wurde 1941 zum Kriegsdienst eingezogen und geriet 1943 in Kriegsgefangenschaft.[4]

Nach seiner Rückkehr wurde er 1946 mit seinem Bruder Hermann Gesing Gründungsmitglied der 1. Herner Künstlergruppe. Von 1946 bis 1950 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf[5] die Fächer Bühnenbild, Glasmalerei, Malerei und Zeichnen. 1950 wurde er dort Meisterschüler von Walter von Wecus. Gesing gründete 1951 sein eigenes Atelier in Herne und war seitdem als freischaffender Künstler in den Bereichen Malerei, Glasmalerei, Grafik, Mosaik und Sgraffito tätig. Ab 1990 war er Gründungsmitglied des Herner Künstlerbundes „90“ und von 1993 bis 1995 dessen Vorsitzender.[4]

1998 starb Gesing in Herne. Die von ihm gegründete Werkstatt existiert noch immer unter seinem Namen und wird von seinem Sohn Christoph weitergeführt. Der deutsche Unternehmensberater und Buchautor Rei Gesing ist ein Großneffe Jupp Gesings.

Werk

Neben Blei-, Farbstift- und Kreidezeichnungen fertigte Gesing in den 1950er Jahren zunehmend gegenständliche Ölbilder. Ab den 1960/1970er Jahren entwickelte sich sein Arbeit zu post-impressionistischer Öl- und Temperamalerei und schließlich zu abstrakt-bewegten Formen, die sich ab den 1990er Jahren als blockartige Farbkompositionen in seinen Bildern finden.[4]

Zwischen 1953 und 1990 waren Glasmalereien Gesings zweites Arbeitsfeld. 1953 gestaltete er für den Herner Bahnhof ein großes, halbrundes Fenster und 1956 für die katholische Kirche in Trondheim, Norwegen. In Folge schuf er über 200 Fenster für Profan- und neue und historische Sakralbauten in Deutschland. Nach 1987 wandte er sich wieder verstärkt der Malerei zu.[4]

Glasfenster

OrtKirche / KapelleAusführende GlaswerkstattJahrQuellen
AachenSynagoge1957
AllagenPfarrkirche St. Johannes Baptist1986
Brilon-AlmeFriedhofskapellePeters (Paderborn)1972
AlmertKapelle St. Hubertus1980
Brilon-AltenbürenPfarrkirche St. Johannes und St. AgathaPeters (Paderborn)1978
Rüthen-AltenrüthenPfarrkirche St. Gervasius und ProtasiusPeters (Paderborn)1976
AnröchteFrankenkapellePeters (Paderborn)1975
Anröchte-MellrichSt. Antomius in Uelde1984?
Arnsberg-Neheim-HüstenPfarrkirche St. MichaelKoll (Bottrop)1981[6]
Bad Sassendorf-OstinghausenSt. ChristopherusKnack (Münster)1984/1985
BenolpePfarrkirche St. Elisabeth1959
BestwigPfarrkirche Christ KönigPeters (Paderborn)1978
BilsteinKath. PfarrkirchePeters (Paderborn)1959
BocholtKlosterkirchePeters (Paderborn)1970
BochumKrankenhauskapelle BergmannsheilKnack (Münster)1984
Brilon-WaldPfarrkirche St. JosefPeters (Paderborn)1974
BrilonAltenheim-Kapelle1984
Brilon-WülfteFilialkirche St. AnnaPeters (Paderborn)1974
Castrop-RauxelPfarrkirche St. Antonius (Antoniusfenster)Knack (Münster)1986
Castrop-RauxelPfarrkirche Hl. SchutzengelKnack (Münster)1978
Castrop-RauxelPfarrkirche St. LambertusKnack (Münster)1984[7][8]
Dortmund-AplerbeckKapelle im Altenheim St. EwaldiKnack (Münster)1987
Eslohe-NiederlandenbeckSt. Mariä HeimsuchungKnack (Münster)1977
Essen-BorbeckSt. Maria Immaculata (2007 profaniert, 2014 abgerissen)1955
GüterslohPfarrkirche ChristkönigKnack (Münster)1980[9]
Hamm-RhynernPfarrkirche St. Regina1986?[10]
HerneBildfenster im Herner Bahnhof1953
HernePfarrkirche Herz-Jesu1953–1956
HernePfarrkirche St. Elisabeth1955, 1990[11][12]
HerneFenstergestaltung im Konferenzsaal der Herner Sparkasse1969[11]
Herne-SodingenSt. Peter und Paul, Herne-Börnigca. 1982[13]
Iserlohn-LetmathePfarrkirche St. Kilian1975?
LübbeckeSt. Johannes Baptist (Schiff, Marienkapelle)Knack (Münster)1981
LügdePfarrkirche St. Kilian1976[14]
Marsberg-OesdorfPfarrkirche St. Johannes Baptist (Fenster im Eingang)Knack (Münster)?1982?
Medebach-DeifeldPfarrkirche St. Johannes BaptistDonat (Datteln)1975
Möhnesee-Körbecke-NeuhausKapelle im Jagdschloss St. MeinolfKnack (Münster)1982 oder 1987
Olsberg-AssinghausenPfarrkirche St. Katharina (Chorfenster und Engelfenster im Eingang)Knack (Münster)?1973[15]
Olsberg-BiggeKapelle im JosefsheimKnack (Münster)1976
Olsberg-BiggePfarrkirche St. MartinPeters (Paderborn)1971
PaderbornDom (Kapitelsaal?, Umgestaltung der Fenster von Keusch?)Peters (Paderborn)[16]
PaderbornDom (kleines Fenster unter dem großen Ostfenster)Peters (Paderborn)1979/1980
PaderbornKapelle im Mutterhaus der Schwestern der christlichen LiebePeters (Paderborn)1978
PaderbornKapelle im Haus MallinckrottKnack (Münster)1982
PoppenhausenPfarrkirche St. Georg
RietbergPfarrkirche St. Johannes BaptistKnack (Münster)1974
Schloss Holte-StukenbrockPfarrkirche St. UrsulaHertel (Lippstadt)1975
Schmallenberg-AlmertKapelle St. Maria MagdalenaKnack (Münster)ca. 1980?
Schmallenberg-FleckenbergPfarrkirche St. Antonius der EinsiedlerKnack (Münster)1974
Schmallenberg-OberkirchenFriedhofskapelleKnack (Münster)ca. 1978?
Schmallenberg-OberkirchenKapelle in WinkhausenKnack (Münster)1980
WarburgSt. Marien (Fenster in der Marienkapelle)Peters (Paderborn)1975
Warburg-OssendorfPfarrkirche St. Johannes Enthauptungca. 1974[17]
WesekePfarrkirche St. Ludgerus1963–1966[18]
Winterberg-GrönebachKapelle im MarienheimKnack (Münster)1982
WittenPfarrkirche St. FranziskusKnack (Münster)1983[19]
WünnenbergPfarrkirche St. Antonius von PaduaKnack (Münster)1977

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1949: 1. Herbstausstellung der Herner Künstlergruppe im Wirtschaftsamt (Gruppenausstellung = G)
  • 1950: 2. Herbstausstellung der Herner Künstlergruppe (G)
  • 1951: Museum am Ostwall, Dortmund (G)
  • 1953: Kunsthalle Recklinghausen (G)
  • 1956: Winterausstellung Bildender Künstler von Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (G)
  • 1965: Heimathaus des Emschertal-Museums, Herne (G)
  • 1968: Entwürfe von Kirchenfenstern, Sparkasse Herne (Einzelausstellung = E)
  • 1969: Heimathaus des Emschertal-Museums, Herne (E)
  • 1970: Katholische Akademie Schwerte (G)
  • 1974: Schloss Lembeck, Glasmalerei (G)
  • 1980: Städtische Galerie des Emschertal-Museums, Herne (E)
  • 1980/1981: Dorstener Kunstverein, Kreissparkasse am Markt, Dorsten (E)
  • 1982: Volkshochschule im Haus am Grünen Ring, Wanne-Eickel (E)
  • 1983: Galerie „Fraiche“, Paris (G)
  • 1984: Bochumer Künstlerbund, Museum Bochum (G)
  • 1985: „Bilder zur Bibel“, Pfarrkirche St. Peter und Paul, Herne-Sodingen (E)
  • 1987: Handzeichnungen, Galerie Schollbrockhaus, Herne (E)
  • 1987: Rathaus-Galerie am Europaplatz, Castrop-Rauxel (E)
  • 1991: Herner Künstlerbund, Pavillon am Verweilplatz, Herne (E)
  • 1991: Landeskulturtage Nordrhein-Westfalen „Revier-Landschaft / Stadt-Landschaft / Kunst-Landschaft“, Städtische Galerie, Herne (G)
  • 1998: DUO. Jupp Gesing (Ölbilder), Ulla Potthoff (Papierarbeiten), Städtische Galerie, Herne (G)[5]

Literatur

  • Stadt Herne, Emschertal-Museum (Hrsg.), Michael Kade, Alexander von Knorre, Karl Josef Schmitz: Jupp Gesing. Retrospektive. Malerei und Glasmalerei. Herne 1992, ISBN 3-922987-29-X.
  • Jupp Gesing. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 52, Saur, München u. a. 2006, ISBN 3-598-22792-2, S. 357.
  • Hugo Schnell in: Das Münster (ISSN 0027-299X), 14. Jahrgang 1961, S. 217.
  • Josef Rüenauver in: Das Münster, 20. Jahrgang 1967, S. 98.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zukunft Herne e.V., Kulturamt der Stadt Herne (Hrsg.): Herner Künstlerhandbuch '95. Herne, 1995, S. 44
  2. Entnazifizierungsakte digitalisiert,Bestand:NW100, Signatur 9025, Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland
  3. Stadtarchiv Herne: Fragebogen des Military Government of Germany, Bestand 317 Entnazifizierung A9.7(G), Signatur 4/317-A9.71, hier: Fragebogen vom 23. Januar 1946 mit der Signatur: Boch/SK/HRN/ECON 7/839 C-R
  4. a b c d Alexander von Knorre: Jupp Gesing. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 52, Saur, München u. a. 2006, S. 357.
  5. a b Stadt Herne (Hrsg.): Zeichnungen und Arbeiten auf Papier: Bestandskatalog 2. 1995 - 2003 (= Das Emschertal-Museum. Band 77). S. 36.
  6. Der Dom, Jahrgang 1987, Nr. 16 (vom 19. April 1987), S. 1. (Abbildung des Auferstehungsfensters in Arnsberg-Neheim)
  7. Unser Erzbistum Paderborn 1986 (Kalender), 5b (St. Lambertus in Castrop-Rauxel)
  8. Katholische Kirchengemeinde St. Lambertus Castrop (Hrsg.): Pfarrkirche St. Lambertus Castrop. Castrop-Rauxel 1984, S. 12.
  9. U. Falke in: Alte und neue Kunst im Erzbistum Paderborn, Band 31/32 (1983/1984), S. 144 (Gütersloh)
  10. Unser Erzbistum Paderborn 1980 (Kalender), 10a (St. Regina in Hamm-Rhynern)
  11. a b Alexander von Knorre (Red.): Herne-Architekturführer. Architektur im Ruhrgebiet. Emschertalmuseum, Herne 1987, S. 74.
  12. Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. mit Bildern der Kirche
  13. Unser Erzbistum Paderborn 1984 (Kalender), 12a (St. Peter und Paul in Herne-Sodingen)
  14. Friedrich Gerhard Hohmann: Die Kilianskirche zu Lügde. Paderborn 1984, S. 23.
  15. Der Dom, Jahrgang 1987, Nr. 49 (vom 6. Dezember 1987), S. 23. (Abbildung des Engelfensters in Olsberg-Assinghausen)
  16. H. Stiegemann in: Alte und neue Kunst im Erzbistum Paderborn, Band 31/32 (1983/1984), S. 78. (Kapitelsaal in Paderborn)
  17. Der Dom, Jahrgang 1988, Nr. 14 (vom 3. April 1988), S. 5. (Abbildung „Der Auferstandene mit der erlösten Menschheit“ in St. Johannes Enthauptung, Warburg-Ossendorf)
  18. https://www.st-ludgerus.de/
  19. Der Dom, Jahrgang 1988, Nr. 19 (vom 8. Mai 1988), S. 20. (Abbildung Pater Maximilian Kolbe in St. Franziskus, Witten)

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The glass panel of the train station in Herne, Germany