Handlungstheorie (Soziologie)
Die Handlungstheorie ist eine mikrosoziologische Theorie, mit deren Hilfe sich unterschiedliche Handlungen untersuchen und erklären lassen sollen. „Handlungen“ in diesem Sinne sind motiviert, im Gegensatz zum rein reaktiven „Verhalten“.
Näheres
Das soziale Handeln (Tun oder auch Unterlassen) wird soziologisch als Äußerung vergesellschafteter Menschen betrachtet, das heißt durch die Elemente der sozialen Ordnung (wie Institutionen, Traditionen, Organisationen) determiniert, mit denen und in denen der Mensch zu leben hat und in denen und durch die der Mensch zum Menschen im Sinne eines sozialen Wesens geworden ist.
Mit dem Begriff der „Handlungstheorie“ werden dabei (oft zusammenfassend) unterschiedliche soziologische, psychologische, wissenschaftstheoretisch begründete und didaktische Ansätze bezeichnet:
- Ethnomethodologie
- Phänomenologische Soziologie
- Symbolischer Interaktionismus
- Praxeologie
- Verstehende Soziologie
- Z. T. Strukturfunktionalismus
- Theorie der rationalen Entscheidung
Häufig wird die Systemtheorie als Gegensatz zur Handlungstheorie genannt.
Entwicklung
- materialistisch (z. B. Ferdinand Tönnies)
- kollektivistisch (z. B. Émile Durkheim)
- Individualistisch (z. B. zweckrationales Handeln bei Max Weber)
- Strukturfunktionalismus: Sehr weit gefasste Handlungstheorien wurden von Soziologen wie Talcott Parsons aus der arbeitspsychologischen Forschung heraus entwickelt und in Richtung Systemtheorie weiter verallgemeinert.
- Phänomenologie (Alfred Schütz)
- Verhaltenstheorie
- Methodologischer Individualismus
- Systemtheorie (Luhmann)
Siehe auch
Literatur
- Siegwart Lindenberg: Homo socio-oeconomicus: the emergence of a general model of man in the social sciences. In: Journal of Institutional and Theoretical Economics, 146, 1990, S. 727–748.
- Hermann Korte: Soziologie. Konstanz 2004, ISBN 3-82522518-6, S. 96–98.
- Karl-Heinz Hillmann: Wörterbuch der Soziologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 410). 4., überarbeitete und ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-41004-4, S. 319–321.
- Geert Keil: Handeln und Verursachen. Frankfurt 2000, ISBN 978-3-46503072-0
- Niklas Luhmann (1981): Handlungstheorie und Systemtheorie. In: Soziologische Aufklärung 3 (S. 50–66). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Bernhard Miebach: Soziologische Handlungstheorie. Eine Einführung. Opladen (1991).
- Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns (Bd. 1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung; Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft). Frankfurt a. M. 1981, ISBN 3-518-28775-3.