Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei

Grenzstation Kapıkule nach Bulgarien aus der Türkei

Die bulgarisch-türkische Grenze (bulgarisch Границата между България и ТурцияGranizata meschdu Balgarija i Turzija, türkisch Türkiye-Bulgaristan sınırı) ist eine 270 km lange, internationale Grenze zwischen der Republik Bulgarien und der Republik Türkei.[1] Sie wurde durch den Vertrag von San Stefano im Jahre 1878 als Innengrenze innerhalb des Osmanischen Reiches eingerichtet. Die gegenwärtigen Grenzen wurden durch den Vertrag von Konstantinopel (1913) festgelegt und zehn Jahre später durch den Vertrag von Lausanne bekräftigt, obwohl damals Bulgarien nicht Vertragspartei dieses Vertrags war. Während des Kalten Krieges war die Grenze mit einem massiven Stacheldrahtzaun gesichert und die bulgarischen Grenztruppen hatten den Befehl, bei Fluchtversuchen von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. In den 1960er und 1970er Jahren kamen an dieser Grenze zahlreiche DDR-Bürger ums Leben.[1][2]

  • Bulgarien
  • Turkei
  • Grenze am Schwarzen Meer

    In den Blickpunkt der Öffentlichkeit geriet die Grenze durch Fälle von Menschenhandel, organisierte Fluchthilfe durch Schlepper und Schmuggel von Drogen, teilweise durch Korruption begünstigt.[3] Von Bulgarien werden meistens Alkohol und europäische Waren in die Türkei geschmuggelt, da die Preise in der Türkei höher als in Bulgarien sind.

    Bereits Im Januar 2014 und damit vor der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 begann Bulgarien mit dem Bau eines 30 km langen Grenzzauns an dieser Außengrenze der EU entlang der türkischen Grenze, um die wachsende Anzahl von Migranten aus dem Nahen Osten und Nordafrika einzudämmen.[4] Der Zaun aus NATO-Stacheldraht ist drei Meter hoch. Die bulgarische Armee stellte den ersten Teil des Zauns im Juli 2014 für die Summe von rund 5 Millionen Euro fertig.[5] Anfang 2015 kündigte die Regierung eine 130 km lange Verlängerung des Stacheldraht-Grenzzauns an. Ministerpräsident Bojko Borissow bezeichnete die Verlängerung als 'absolut notwendig', um die illegale Einreise von Personen in den Mitgliedstaat der Europäischen Union zu verhindern.[6] Das Bulgarische Parlament hatte beschlossen, den Bau des Zauns an der Grenze zur Türkei fortzusetzen, ohne ein öffentliches Vergabeverfahren einzuleiten, da die nationale Sicherheit gewahrt werden müsse.[7] Damit schließt der letzte Teil des Zauns die bulgarische Landgrenze zur Türkei vollständig.[8] Bis März 2016 wurden fast 100 km der geplanten 166 km und ab Juni 2016 weitere 146 km der Barriere gebaut.[9] Abgeschlossen wurden die Arbeiten am Zaun dann im Jahr 2017[10] Der türkische Botschafter in Bulgarien, Suleyman Gokce, äußerte sich besorgt über diese Grenzsperre und fügte hinzu, dass sie 'Unzufriedenheit' hervorruft und Anlass gibt, 'über die politische Wirkung nachzudenken', die der Zaun vermittelt.[11] Immer wieder kommt es im Grenzgebiet auch zu Todesfällen.[1]

    Grenzverlauf

    Die Entfernung zwischen dem westlichsten und dem östlichsten Punkt beträgt 269 km bei 142 km Luftlinie. Das zeigt schon, dass der Verlauf durch Grenzziehung in Flussläufen und durch geografische Gegebenheiten stark gewunden ist. Es erschwert die Überwachung. Auf bulgarischer Seite war das Grenzgebiet, auch als Begleiterscheinung des Kalten Krieges, nur sehr dünn besiedelt, doch als Grenze zwischen Warschauer Pakt und NATO auch militärisch stark ausgebaut. Wegen oft ungünstiger Bedingungen ist das vielfach durch das Strandscha-Gebirge unwegsame bulgarische Grenzgebiet weiterhin nur schwach besiedelt. Auf türkischer Seite reichen manche Ortschaften und landwirtschaftlich genutzte Flächen bis an die Grenzlinie. An einem Kleinen Grenzverkehr gibt es kaum Interesse. Daher bleibt auch der massive Ausbau zur Abwehr von Flüchtlingen und illegalen Migranten in das EU-Gebiet ohne wesentliche Beeinflussung eines grenzüberschreitenden Verkehrs. Entlang der gesamten Grenze gibt es nur vier offizielle Übergänge, drei für den Fahrzeugverkehr und einen für den Schienenverkehr. Der Grenzübergang Kapıkule ist einer der am stärksten frequentierten weltweit und zudem ist er der Anfangspunkt des Asian Highway 1, der von hier über 20.500 km bis nach Tokio führt

    Bulgarien BulgarienTurkei TürkeiPosition
    Kapitan Andreewo, ChaskowoDreiländereck Bulgarien BulgarienGriechenland GriechenlandTurkei TürkeiKapıkule Sınır Kapısı, Edirne41° 42′ 40″ N, 26° 21′ 28,7″ O
    41° 42′ 49,3″ N, 26° 21′ 16,2″ O
    A4R8 E80Personen- und Güterverkehr[12]D100E80
    O3
    A1A5
    41° 43′ 3,1″ N, 26° 21′ 10,3″ O
    Swilengrad, ChaskowoИстанбул-София ЕкспресEisenbahn[12][13]İstanbul-Sofya Ekspresi41° 43′ 18,6″ N, 26° 20′ 50″ O
    Lesovo, Oblast JambolR7Personen- und Güterverkehr[14] Fußgänger[15]D535Hamzabeyli, Edirne41° 57′ 36,1″ N, 26° 36′ 30,9″ O
    Strandscha, BoljarowoGrenzpassage der Gaspipeline TurkStream[16]Malkoçlar, Kofçaz/Kırklareli42° 3′ 36,5″ N, 27° 1′ 41,3″ O
    Nördlichster Punkt der Türkei[17]42° 6′ 17,4″ N, 27° 14′ 22,3″ O
    Malko Tarnowo, BurgasR9Personen- und Güterverkehr[18]D555Dereköy, Kırklareli41° 58′ 6,5″ N, 27° 27′ 39″ O
    Zarewo, Oblast BurgasFahrrad.svg[19] Rotes X oder Kreuzchensymbol für neinÖstlichster Punkt der Seegrenze
    am Schwarzen Meer
    Rotes X oder Kreuzchensymbol für nein[20]Beğendik, Kırklareli41° 58′ 58,2″ N, 28° 1′ 46,5″ O
    Waterbody.svgSeegrenze der Hoheitsgebiete Waterbody.svg[21]41° 59′ N, 28° 19′ O

    Siehe auch

    Anmerkungen und Einzelnachweise

    1. a b c Marc Speer; Mathias Fiedler: Get out! Zur Situation von Geflüchteten in Bulgarien. Juni 2020, abgerufen am 23. Juni 2020.
    2. Christopher Nehring: Tödliche Fluchten über Bulgarien. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Abteilung Bildung und Forschung, abgerufen am 28. Dezember 2020.
    3. Grenzprobleme:
    4. Rick Lyman: Bulgaria Puts Up a New Wall, but This One Keeps People Out. New York Times, 5. April 2015, abgerufen am 8. August 2019 (englisch).
    5. Dnevnik (Sofia): Bulgarien unter wachsendem Druck. VOXeurop, 26. September 2013, abgerufen am 10. August 2019.
    6. Angel Krasimirov, Tsvetelia Tsolova: Bulgaria to extend fence at Turkish border to bar refugee influx. Reuters, 12. April 2015, abgerufen am 11. August 2019 (englisch).
    7. Parliament OKs Building of Border Fence Without Public Procurement. Sofia News Agency, abgerufen am 11. August 2019 (englisch).
    8. Caroline Mortimer: Bulgaria builds final part of razor wire fence to keep out refugees. The Independent, 4. August 2015, abgerufen am 11. August 2019 (englisch).
    9. Migrant crisis: Bulgaria tightens border with Turkey. BBC News, 6. März 2019, abgerufen am 11. August 2019 (englisch).
    10. Bulgarien: Flüchtlinge zwischen Haft und Obdachlosigkeit. Abgerufen am 21. April 2020 (deutsch).
    11. Turkey’s Ambassador to Bulgaria Voices Dissatisfaction with Border Fence. Sofia News Agency, 31. Mai 2015, abgerufen am 11. August 2019 (englisch).
    12. a b Eröffnet am 4. September 1953
    13. Der Grenzübergang für die Bahnstrecke İstanbul Sirkeci–Swilengrad besteht seit 1971. Der Grenzbahnhof auf türkischer Seite ist Kapıkule, der auf bulgarischer Swilengrad. Seit einigen Jahren passiert hier in der Regel nur ein Reisezug pro Tag die Grenze. Der Güterverkehr ist bedeutend.
    14. Eröffnet am 22. November 2004
    15. SYTHER - Sakar-Yildiz Transeuropäischer Wanderweg. Er führt 100 km durch Bulgarien und 218 km durch die Türkei bis an das Schwarze Meer. Anspruchsvolle Route durch zwei Gebirge (Sakar und Strandscha)
    16. Hier kreuzt die Gaspipeline der BOTAŞ die Grenze. Es ist ein nördlicher Abzweig der TurkStream-Pipeline (türkisch Rusya Federasyonu-Türkiye Doğal Gaz Boru Hattı)
    17. Das oft fälschlicherweise als nördlichster Punkt der Türkei angegebene Kap vor dem Leuchtturm İnceburun bei Sinop liegt auf 42°05'54"N 34°56'42"O und somit ≈755 m südlicher. Es ist nur der nördlichste Zipfel der asiatischen Türkei.
    18. Eröffnet am 18. Juli 1969
    19. Hier endet die internationale Radfahrroute Iron Curtain Trail (EV13)
    20. Grenzfluss Resovo-River (bulgarisch Резовска рекаResovska reka; türkisch Mutludere)
    21. Landfernster Punkt der gemeinsamen Seegrenze der Hoheitsgebiete im Küstenmeer.

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