FNRS-2

FNRS-2
Querschnittskizzen von FNRS-2
Schiffsdaten
FlaggeBelgien Belgien
Kiellegung1946
StapellaufJuni 1948
VerbleibAußerdienststellung 1950, Druckkörper in der FNRS-3 weiterverwendet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
6,9 m (Lüa)
Breite3,2 m
Verdrängung11 t
 
Besatzung2
Maschinenanlage
Maschine1 × Elektromotor
Höchst-
geschwindigkeit
0,5 kn (1 km/h)
Propeller1 × schwenkbare Antriebsgondel
Einsatzdaten U-Boot
Einsatzdauer24 h
Tauchtiefe, normal4.000 m
Tauchtiefe, max.16.000 m

FNRS-2 (auch FNRS 2 oder FNRS II) war die Bezeichnung des ersten jemals gebauten Bathyscaphen der Welt. Konstrukteur war der Schweizer Auguste Piccard, gebaut und erprobt wurde FNRS-2 ab 1948. Die Bezeichnung FNRS steht für den Fonds National de la Recherche Scientifique, einer vom belgischen König Albert I. 1928 gegründeten Stiftung zur Finanzierung wissenschaftlicher Projekte.

Piccard hatte bereits zuvor einen bemannten Forschungsballon mit der Bezeichnung FNRS-1 gebaut, der 1931 einen Höhenweltrekord von 15.785 m erreichte und ebenfalls vom FNRS finanziert worden war. Grundlage für diese erfolgreiche Konstruktion war eine Ballongondel, die einen kugelförmigen Druckkörper darstellte. Dieser blieb trotz des mit zunehmender Höhe niedriger werdenden Außendrucks stabil und ermöglichte so einen vor Kälte, Wind und Sauerstoffmangel geschützten Aufstieg.

Bereits 1930 war William Beebe mit seiner Bathysphäre in über 900 m Tiefe getaucht. Beebes Konstruktion bestand im Prinzip aus einem ebenfalls kugelförmigen Druckkörper, dieser wurde jedoch an einem Stahlseil ins Wasser gelassen. Piccard erweiterte dieses Prinzip um einen Auftriebskörper, an dem der Druckkörper befestigt war und auch Ballast (Bleischrot) enthielt. Somit konnte das von Piccard Bathyscaph genannte Fahrzeug unabhängig von Trageseilen tauchen und wieder aufsteigen.

Die ersten Pläne für den Bau eines solchen Fahrzeuges wurden 1937 gemacht, konnten aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg umgesetzt werden. 1948 wurde mit FNRS-2 in Antwerpen schließlich ein solches Fahrzeug gebaut. Der Druckkörper bestand aus bis zu 15 cm dickem Stahl, 11 t schwer und hatte innen einen Durchmesser von 2,10 m. Er sollte einem Druck bis 4.000 m Wassertiefe standhalten, die Bullaugen waren aus Polymethylmethacrylat. Der Auftriebskörper bestand aus 1 mm dickem Eisenblech und fasste 30 Kubikmeter Benzin, welches dem Boot Auftrieb verlieh. Das Fahrzeug war insgesamt 6 m hoch. Im Gegensatz zu späteren Bathyscaphen verfügte FNRS-2 noch nicht über einen durch den Druckkörper gelegten Einstiegsschacht, wodurch die Besatzung bereits vor dem Zuwasserlassen des Bootes einsteigen mussten. Erst im Wasser konnte der Bathyscaph dann mit Benzin befüllt werden, was die verfügbare Tauchzeit sehr einschränkte.

Zu Testzwecken wurde das Fahrzeug an Bord des belgischen Frachtschiffes Scaldis zuerst nach Dakar gebracht und dann in Zusammenarbeit mit drei Schiffen der französischen Marine zu den Kapverdischen Inseln. Dort fand die Taucherprobung statt. Auch Jacques-Yves Cousteau war an dieser Expedition beteiligt; damals aber noch als Marineoffizier an Bord des französischen Hochseeschleppers Elie Monnier. Am 26. Oktober 1948 erfolgte der erster Tauchgang mit Piccard und Théodore Monod an Bord. Er dauerte eine Viertelstunde und führte in 25 m Tiefe.[1] Trotz dessen befanden sich Monod und Piccard annähernd zwölf Stunden an Bord. Am 3. November 1948 führte ein unbemannter Tauchversuch 1.380 m tief.[1] Im Anschluss an diesen Versuch konnte die FNRS-2 aufgrund ungünstigen Seegangs nicht an Bord gehoben werden und musste abgeschleppt werden; dabei wurde der Auftriebskörper beschädigt. Weitere Versuche fanden nicht statt.

Alles in allem stellte die FNRS-2 eine Pionierleistung dar, die technisch noch nicht ausgereift und daher nur sehr eingeschränkt nutzbar war. Doch diese Fehler im Konzept führten zu wichtigen Erkenntnissen, die in den Bau späterer Bathyscaphen einflossen.

Am Nachfolgemodell FNRS-3, für das der Druckkörper von FNRS-2 wiederverwendet wurde, war Piccard nur noch in beratender Position beteiligt.

Siehe auch

Literatur

  • Georges Houot, Pierre Willm: Le bathyscaphe - à 4500 m. au fond de l’océan. DE PARIS, 1954
  • Bathyscaphe le à 4050 m au fond de l’océan.
  • Jacques-Yves Cousteau, Georges Houot, Pierre Willm: Le Bathyscaphe. Éditions de Paris, 1954, OCLC 1009489682.
  • Georges Houot, Pierre Henry Willm:2000 FATHOMS DOWN. NY: E.P. Dutton & Co., Inc., 1955
  • Auguste Piccard: Earth, Sky and Sea. Oxford University Press, New York 1956 (Digitalisat im Internet Archive).
  • Georges Houot: La Découverte sous-marine. Éditions Bourrellier, 1959, OCLC 8429208.
  • Georges Houot: 20 ans de Bathyscaphe. Éditions Arthaud, 1972.
  • Nobert Gierschner: Tauchboote. Interpress/VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1980, DNB 800341929.
  • Robert D. Ballard: Tiefsee. Die großen Expeditionen in der Welt der ewigen Finsternis. Ullstein, 2000, ISBN 3-548-24771-7.
  • Norman Polmar, Lee J. Mathers: Opening the Great Depths: The Bathyscaph Trieste and Pioneers of Undersea Exploration Naval Institute Press, 2021, ISBN 978-1-68247-591-1, S. 11–21

Weblinks

Commons: FNRS II-III – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b J. Martin: Rôle des bathyscaphes dans l'exploration scientifique des océans. In: L'Astronomie. Band 74, 1960, ISSN 0004-6302, S. 350 (französisch, harvard.edu).

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